Die zwei Tage in Ottobeuren waren von intensiven Diskussionen geprägt.
HSS-Europatagung im Kloster Ottobeuren

Weltkirche-Bischof Meier mahnt zu Einsatz für Europa

Ottobeuren ‐ In der Benediktinerabtei Ottobeuren im Allgäu fand am vergangenen Wochenende die Europatagung des Bistums Augsburg und der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung statt. Mit dabei: Augsburgs Bischof Bertram Meier.

Erstellt: 22.04.2024
Aktualisiert: 22.04.2024
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Augsburgs katholischer Bischof Bertram Meier hat zum Engagement für Europa aufgerufen. Meier erinnerte am Samstag in Ottobeuren im Allgäu an den Augsburger Bistumspatron Ulrich: „Er hat nicht nur durch sein Handeln als Bischof und Reichsfürst im Kontext der bekannten siegreichen Lechfeldschlacht 955 die europäische Geschichte mitbeeinflusst und das Christentum verteidigt“, sagte Meier laut Manuskript. Auch habe Ulrich Frieden vermittelt und so gezeigt, „dass nur der Zusammenhalt stark macht und die Chance auf eine gute Zukunft eröffnet“. Zudem habe er sich Armer und Kranker angenommen. „Handeln auch wir wie Ulrich und bauen gemeinsam weiter am ‚Haus Europa‘.“

Meier äußerte sich bei der Europatagung, die von der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung gemeinsam mit dem Bistum Augsburg organisiert wurde. Sie fand am vergangenen Wochenende in der Benediktinerabtei Ottobeuren statt.

Der Stiftungsvorsitzende und CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber sagte, das „Haus Europa“ habe „Renovierungsbedarf“. Ferber erklärte im Blick auf Energie, Klimaschutz und Binnenmarkt: „Ich glaube, dass wir in diesen Bereichen mehr Integration wagen müssen, um fit zu bleiben für den globalen Wettbewerb. Wir brauchen einen Ordnungsrahmen, der Kreativität, Technologieoffenheit und Wertschöpfung aus Europa heraus ermöglicht.“ Überdies müsse Europa Bürokratie abbauen und „auch eine verteidigungsfähige Trutzburg sein; dabei aber offen bleiben für demokratisch gesinnte europäische Nachbarländer, die unser Wertefundament teilen“.

Der frühere EU-Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering (CDU) mahnte, die Unwägbarkeiten der Entwicklung in den USA geböten es, dass die Europäer größere Eigenverantwortung übernähmen. „Atlantisch bleiben, europäischer werden, muss der Grundsatz sein. Eine europäische Verteidigungsunion muss ein prioritäres Anliegen der europäischen Politik werden.“

Pöttering fügte hinzu, viele Länder wollten der EU beitreten. „Aber die EU muss durch die Aufnahme neuer Länder stärker, sie darf dadurch nicht schwächer werden.“ Beitrittswillige Länder müssten sich europäischen Werten öffnen. Pöttering führte Serbien an. Das Land sei „ein problematischer Fall, weil es zwischen Russland und der EU jongliert. Auf keinen Fall darf die Aufnahme neuer Mitglieder dazu führen, dass wir ‚trojanische Pferde', Vasallen Moskaus, solange Putin regiert, in die EU aufnehmen.“

Meier: Für multilaterale Zusammenarbeit und Solidarität eintreten

Der Philosophieprofessor Holger Zaborowski aus Erfurt gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass christliche Werte auch in einem künftigen Europa bewahrt werden könnten, denn: „Das Interessante ist, das wir im Christentum eine Haltung haben, die anknüpft an die Antike. Gerechtigkeit, Tapferkeit, Weisheit, Maßhalten, um diese Werte zu verstehen, muss ich kein Christ sein.“

Genau diese Werte hob Bischof Bertram im Pontifikalamt am Sonntag in Erinnerung an den Heiligen Ulrich noch einmal hervor. Dieser sei europäisch, sozial und mutig gewesen: „Mut hieß für ihn auch, ‚Nein‘ zu sagen zu bestimmten Dingen, keine Lügen zu verbreiten und nicht der Gier nach Geld oder dem Streben nach Macht zu verfallen.“ Hier sehe er einen Bezug zu unserer heutigen Situation: Denn auch wir seien täglich herausgefordert, Entscheidungen zu treffen, die über unser eigenes Schicksal und das anderer bestimmen. Aus aktuellem Anlass hob der Vorsitzende der Konferenz Weltkirche die Stichworte Populismus, Extremismus und Nationalismus hervor. Erst vor wenigen Wochen hätten sich die deutschen Bischöfe bei der Frühjahrskonferenz in Augsburg versammelt und einstimmig eine öffentliche Erklärung abgegeben, wonach alle Christen dazu aufgerufen werden, sich für den Erhalt der freiheitlichen und demokratischen Grundordnung sowie die Einhaltung der Menschenrechte zu engagieren, so Meier. „Dies ist umso dringender geboten, da eine spürbare Gefahr besteht, dass die Vielzahl von Krisen, die Deutschland und Europa derzeit erleben, zum Nährboden für die Erosion des zivilen demokratischen Bewusstseins und für das Anschwellen extremistischer Positionen werden.“

Hier, so der Bischof, könne das christliche Menschenbild und der Begriff des Gemeinwohls, der für die Kirche stets einen universalen Horizont habe, hilfreich sein: „Das bedeutet konkret den Schutz von politisch oder religiös Verfolgten und Kriegsflüchtlingen und ebenso ein Eintreten für multilaterale Zusammenarbeit und Solidarität – auf Ebene der Europäischen Union ebenso wie weltweit. Etwas niederschwelliger angesetzt kann das für den Einzelnen auch heißen, im Alltag Mut zu zeigen und beispielsweise am Stammtisch oder im Freundeskreis klar Stellung zu beziehen gegen jede Form von völkischem Nationalismus oder Fremdenfeindlichkeit.“

Zum Abschluss der Tagung unterzeichneten Bischof Bertram, Abt Johannes und Markus Ferber das „Europamanifest von Ottobeuren“, das sich in zehn Punkten unter anderem für einen friedlichen, sozialen und auf christlichen Werten gründenden Kontinent ausspricht.

weltkirche.de mit Material der KNA

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