Bischöfe in der EU: Kirche muss bei Aufrüstungsdebatte mitreden
Nemi ‐ Die Wiederbewaffnung Europas als Antwort auf die russische Bedrohung und die Abwendung der USA beschäftigt auch die katholische Kirche. Die EU-Bischöfe sprechen bei ihrer Vollversammlung darüber.
Aktualisiert: 27.03.2025
Lesedauer:
Mit einer differenzierten Stellungnahme zur Aufrüstung Europas hat die Vollversammlung der Kommission der katholischen Bischofskonferenzen in der EU (Comece) begonnen. Der Vorsitzende, Bischof Mariano Crociata, sagte am Mittwoch zum Auftakt der dreitätigen Versammlung in Nemi bei Rom, die schwerwiegendsten Veränderungen seien derzeit der Überfall Russlands auf die Ukraine und die Rückkehr des „puren Nationalismus“. Dies verändere auch die EU. Die Kirche sei aufgerufen, die Union in dieser schwierigen Phase mit ihrer Lehre zu begleiten, betonte Crociata, der Bischof von Latina bei Rom ist.
Zum Ukraine-Krieg erklärte Crociata, es sei schlimm, wenn versucht werde, die Wirklichkeit zu verdrehen und die Ukraine vom Opfer zum Aggressor zu machen. Zugleich werde versucht, sie zur Tauschware in einer Verhandlung über ihren Kopf hinweg zu degradieren.
Zur Zukunft der EU erklärte Crociata, mit dem Ende der Friedensphase in Europa stelle sich die Frage, wie die EU sich als Friedensprojekt treu bleiben könne. Die Kirche müsse in der Debatte über eine Aufrüstung Europas mitreden. Ihre Lehre gehe nicht in Richtung eines bedingungslosen Pazifismus, der letztlich dazu führe, dass die Verlierer sich unterwerfen müssten. Vielmehr lehre sie, dass eine Verteidigung zur Abschreckung in Verbindung mit einem Bemühen um Dialog anzustreben sei.
„Von ihrem Wesen her muss die EU Brücken bauen und den Dialog suchen (...) Aber wenn das Vertrauen verraten wird und alle nichtmilitärischen Bemühungen um eine Friedensordnung scheitern, muss man die Notwendigkeit einer gemeinsamen Verteidigung zum Zweck der Abschreckung anerkennen.“ Dennoch, so Crociata, müsse ein allgemeiner Aufrüstungs-Wettlauf vermieden werden. Ferner dürften die Ausgaben für den Schutz der Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit, Entwicklungshilfe und Umweltschutz nicht gekürzt werden.

Der Gegensatz zwischen der Bürokratie in Brüssel und der Bevölkerung schwäche die EU, so Crociata weiter. Sie müsse sich deshalb mehr um die Schwächsten in der Bevölkerung sowie um die Mittelschicht kümmern.
Weiter sagte Crociata, kein vernünftiger Mensch denke, dass einzelne Ländern überleben würden, wenn es wieder ein Europa völlig getrennter Staaten gäbe. Als Einzelstaaten würden sie „faktisch zu Kolonien“ der Großmächte. Deshalb gelte es, die aktuellen Problem anzugehen und zu überwinden.
An der Comece-Vollversammlung können laut Statut 25 Bischöfe mit Stimmrecht und sechs mit Beobachterstatus teilnehmen, fünf Bischöfe fehlen in diesem Jahr. Erstmals sind zwei Bischöfe aus der Ukraine als Beobachter dabei.
KNA

Bischöfe in der EU: Kirche muss bei Aufrüstungsdebatte mitreden

Erstmals überschreitet eine Kulturhauptstadt Europas eine Grenze

Proteste gegen Euro in Bulgarien – Experte: Währung polarisiert

Renovabis-Chef: Menschen im Osten müssen an EU glauben können

Hilfsorganisationen warnen vor EU-Abkommen mit Südamerika
