Erstmals seit 2018

Deutlich weniger Waldrodungen im brasilianischen Amazonasgebiet

Brasilia ‐ Die Abholzung der amazonischen Regenwälder in Brasilien hatte während der Bolsonaro-Präsidentschaft dramatisch zugenommen, inzwischen verlangsamt sie sich wieder. Doch dem fragilen Ökosystem droht eine neue Gefahr.

Erstellt: 10.11.2023
Aktualisiert: 10.11.2023
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Im brasilianischen Amazonasgebiet ist das Ausmaß der Abholzung deutlich zurückgegangen. Erstmals seit 2018 wurden wieder weniger als 10.000 Quadratkilometer über ein Jahr hinweg gerodet, teilte das staatliche Klimainstitut Inpe mit. Das bedeutet einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 22,3 Prozent auf 9.001 Quadratkilometer, wie Medien am Donnerstagabend (Ortszeit) berichteten. Es handelt sich dabei um die per Satelliten ermittelten Daten von August 2022 bis Juli 2023.

Während der Regierungszeit des Rechtspopulisten Jair Messias Bolsonaro von Januar 2019 bis Dezember 2022 hatte die jährliche Abholzung deutlich zugenommen und stets über 10.000 Quadratkilometern gelegen. In den letzten Monaten der Bolsonaro-Regierung hatte die Abholzung noch einmal um 54 Prozent zugenommen (August bis Dezember 2022), bevor sie unter der neuen Mitte-Links-Regierung von Luiz Inacio Lula da Silva ab Januar deutlich zurückging.

„Lula“, der bereits von 2003 bis 2010 Brasilien regierte und damals die Abholzung senken konnte, hatte ab Januar die staatlichen Kontrollen in Amazonien wieder hochgefahren. Unter Bolsonaro waren hingegen diese Budgets gekürzt worden, was der illegalen Holz- und Landwirtschaftsmafia in die Karten spielte.

Seit dem Amtsantritt im Januar verfolge man Lulas Ziel, bis 2030 die Abholzung in Amazonien auf Null zu fahren, erklärte Brasiliens Umweltministerin Marina Silva. Sie war bereits in Lulas erster Regierung für die Verringerung der Rodungen von rund 28.000 Quadratkilometer im Jahr 2004 auf rund 4.600 Quadratkilometer 2012 verantwortlich.

Historische Dürre

Allerdings gibt es derzeit weitere ökologische Probleme in Amazonien. So wird die eigentlich äußerst wasserreiche Region derzeit von einer historischen Dürre heimgesucht, die die sonst gigantischen Flüsse zu Rinnsalen reduziert hat. Der ungewöhnlich trockene Amazonaswald ist dadurch leicht entflammbar.

So liegt die Amazonasmetropole Manaus seit Wochen unter dichten Qualmwolken, die von brennenden Wäldern in der Umgebung der Stadt stammen. Der Gliedstaat Amazonas, dessen Hauptstadt Manaus ist, hat im Oktober mit mehr als 3.800 Brandherden den höchsten Wert seit Beginn der Messungen 1998 registriert.

Viele Bewohner tragen nun wieder Schutzmasken, diesmal nicht gegen das Coronavirus, sondern zum Schutz vor dem Rauch. Eigentlich müsste es in Amazonien seit Anfang Oktober wieder massiv regnen. Experten glauben jedoch, dass dort bereits eine Versteppung im Gange ist. Die Gründe sind die Abholzung sowie eine Erwärmung des Pazifiks und des Atlantiks, die Amazonien weniger Regen beschert.

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