Frage: Welche anderen Hindernisse gibt es für eine endgültige Versöhnung?
Moda: Diese liegen zum Teil im aktuellen Wahlsystem. An sich wurde es gut überwacht. Allerdings halten sich internationale Beobachter meist in Städten auf und gelangen kaum in die entlegenen Teile des Landes. Dort aber ereignen sich die meisten Fälle von Wahlmanipulation, die dann Auslöser gewesen sind für Gewaltausbrüche, die es in den vergangenen Jahren in Mosambik gegeben hat. Das heißt aber nicht, die Demokratie an sich werde nicht akzeptiert.
Frage: Wie kam es überhaupt dazu, dass eine christliche Gemeinschaft wie Sant'Egidio, die sich in Rom um soziale Probleme kümmert, in Mosambik vermittelte?
Moda: Der frühere Erzbischof von Beira, Jaime Pedro Goncalves, traf bei einem Besuch in Rom gelegentlich Mitglieder von Sant'Egidio. Denen erzählte er vom Leid der Menschen im Bürgerkrieg. Sant'Egidio, von denen bis dahin keiner je in Afrika gewesen war, organisierte daraufhin Lebensmittel- und Medikamentenspenden. Als man diese nach Mosambik brachte, kam die Hilfe gar nicht aus den Städten aufs Land zu jenen, die sie am meisten brauchten. Jedes Auto wurde von der Guerilla überfallen. Darauf sagten die Leute von Sant'Egidio: Warum suchen wir nicht zuerst nach Wegen für Versöhnung und Frieden?
Frage: Und wie gelang das?
Moda: Das dauerte. Zunächst gab es 1989 bei der Renamo niemanden, der für die Bewegung hätte sprechen können. Dann ging es ab Juni 1990 um den Verhandlungsort: die Regierung in Maputo wollte nach Südafrika, die Opposition nach Kenia. Am Ende schlugen beide Seiten Rom vor; dort öffnete ihnen Sant'Egidio seine Türen an der Piazza Sant'Egidio in Trastevere. Später kam Unterstützung durch die italienische Regierung und die Bischöfe hinzu.
Frage: Wie ist Ihre Gemeinschaft heute in Mosambik engagiert?
Moda: Sant'Egidio ist in Mosambik offiziell anerkannt. Nach der Vermittlung des Abkommens ging es ab 2002 darum, den Menschen mit HIV/Aids zu helfen. So haben wir etwa Medikation für Infizierte besorgt und junge Menschen über die Krankheit aufgeklärt. Das gehört zur Friedensarbeit dazu, ebenso wie Bildung vor allem für Mädchen. Als 2016 unter Moderation der EU neuerliche Friedensverhandlungen aufgenommen wurden, saß Sant'Egidio mit am Tisch. Auch während der Unterzeichnung am 6. August.
Frage: Sind die Menschen in Beira und anderen vom Zyklon Idai zerstörten Gegenden sehr enttäuscht, dass der Papst nicht zu ihnen kommt?
Moda: Ich bin aus Beira. Ich und viele andere hier in Beira sind nach wie vor davon überzeugt, dass er zu uns kommen wird, auch wenn das in dem vom Vatikan veröffentlichten Reiseprogramm nicht vorgesehen ist. Es gibt keine Enttäuschung, sondern die allgemeine Überzeugung, dass Beira dem Papst am Herzen liegt und er alles tun wird, um irgendwie nach Beira zu kommen. Und sei es nur für eine Stunde auf dem Flughafen.
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