Frage: Eine Frage zur grundsätzlichen Zusammenarbeit zwischen europäischen Organisationen und den Helfern aus der Region: Machen sich da kulturelle Unterschiede zwischen Asien und Europa bemerkbar?
Seidel: Es gibt regelmäßige Treffen, bei denen die Hilfe koordiniert wird. Unsere Partner von der Caritas in Nepal haben direkt am Freitag an einem Koordinierungstreffen im Innenministerium teilgenommen. In Fragen der Nothilfe ticken alle gleich. Es geht erst mal darum, einen Überblick zu bekommen, was am dringendsten benötigt wird. In diesem Fall ist es wichtig, medizinische Hilfe auf den Weg zu bringen und einen Beitrag zu leisten, dass die Menschen eine wetterfeste Unterkunft haben, in der sie nicht frieren müssen. Daher planen wir, Hilfsgüter wie Zeltplanen und Decken nach Kathmandu zu bringen und zu verteilen. Auch die psychosoziale Behandlung der traumatisierten Menschen wird mittelfristig wichtig sein.
Frage: Erdbeben werden in der Region immer wieder vorkommen. Was muss getan werden, damit Staaten wie Nepal künftig besser gegen solche Naturkatastrophen gewappnet sind?
Seidel: Grundsätzlich kann man die Folgen von Erdbeben abschwächen, indem man gewisse Standards beim Bauen vorschreibt. Das muss auf staatlicher Ebene geschehen. Viele Menschen in Nepal leben in einfachen Steinhäusern, die im Katastrophenfall schnell zur tödlichen Falle werden. Was die Koordinierung der Hilfe betrifft, gab es in der Vergangenheit zahlreiche Vorabsprachen mit der nepalesischen Regierung und anderen Hilfsorganisationen, da ein solches Beben vorausgesagt wurde und nur der Zeitpunkt unklar war.
Das Interview führte Joachim Heinz (KNA).