„Sie sind verzweifelt“
Wenige Tage nach dem Erdbeben in Nepal erreichen die Nothelfer noch nicht alle betroffenen Gebiete. Das berichtet die Hilfsorganisation „Women''s Rehabilitation Centre“ (WOREC), ein Partner des katholischen Hilfswerks Misereor . In der Metropole Kathmandu und der Umgebung zeige sich jedoch, dass die Menschen zusammenhalten und einander helfen, so WOREC-Sprecher Renu Adhikari am Dienstag in Aachen. „Wir gehen davon aus, dass dies auch in den ländlichen Regionen geschieht.“
Aktualisiert: 19.03.2024
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Misereor berate bereits über die ersten Wiederaufbauarbeiten, ergänzte Nepal-Länderreferentin Christine Kögel. Architektennetzwerke, mit denen das Hilfswerk schon bei vergangenen Katastrophen zusammengearbeitet hat, hätten ihre Hilfe und Erfahrung angeboten, um die Menschen in Nepal bei einem erdbebensicheren Wiederaufbau zu unterstützen.
Auch bei der Entwicklungsorganisation Oxfam hieß es, die Nothelfer stünden durch die zerstörte Infrastruktur vor enormen Herausforderungen. „Doch wir beginnen inzwischen, auch Menschen außerhalb des Kathmandu-Tals zu erreichen“, sagte die Direktorin für Humanitäre Hilfe, Jane Cocking, in Berlin. Hunderttausende Menschen stünden ohne ausreichend Nahrung, Wasser, Unterkunft und medizinische Versorgung da. „Sie sind verzweifelt“, so Cocking.
Unterdessen ermitteln Teams von „Ärzte ohne Grenzen“ die dringendsten medizinischen Bedürfnisse, wie die Organisation in Berlin mitteilte. Chirurgen seien auf dem Weg nach Kathmandu. Es sei geplant, dass sie auch in den Bezirken Tanahu, Lamjung und Gorkha mobile Kliniken einrichten, Krankenhäuser unterstützen und Hilfsgüter verteilen.
Eine Million Euro Nothilfe von Caritas international
Caritas international stellt nach eigenen Angaben eine Million Euro als Soforthilfe für die Erdbebenopfer zur Verfügung und will so rasch wie möglich erste Hilfstransporte auf den Weg bringen. Die Spendenbereitschaft der Deutschen bewertete Leiter Oliver Müller als sehr positiv. „Wir merken, dass das Leid der Nepalesen die Menschen bewegt. Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe sind wir jedoch dringend auf weitere Spenden angewiesen“, sagte er in Freiburg.
Auch die Salesianer Don Boscos sind in der Katastrophenregion vor Ort und leisten Nothilfe. „Das ganze Land steht unter Schock“, berichtete Salesianerpater Jijo John, der Don Bosco Projekte in der Hauptstadt Kathmandu betreut, gegenüber der Don Bosco Mission in Bonn. Das Ausmaß der Katastrophe sei noch nicht überschaubar. Pater Jijo unterstützt zusammen mit Mitarbeitern und ehemaligen Schülern die Menschen in den am stärksten betroffenen Distrikt Sindhupalchok, östlich von Kathmandu. Indes versorgen Don Bosco Mitarbeiter in der nepalesischen Hauptstadt rund 500 Familien mit Essen, Decken, sauberem Wasser, Medikamenten und Planen für Notunterkünfte.
Die Grünen forderten schnelle und unbürokratische Unterstützung bei der Bergung von Verschütteten und der Behandlung von Verletzten. Die humanitäre Katastrophe in Haiti habe gezeigt, wie wichtig es sei, den Wiederaufbau weiterzuverfolgen, so der entwicklungspolitische Sprecher Uwe Kekeritz und der außenpolitische Sprecher Omid Nouripour in einer gemeinsamen Erklärung in Berlin. „Gerade in Ländern, in denen die Regierungen mit derartigen Tragödien überfordert sind, müssen wir weitere Katastrophen, wie die Ausbreitung von Seuchen, verhindern.“
Nepal war am Samstagmittag von einem Beben der Stärke 7,8 erschüttert worden. Es war die stärkste Erschütterung in dem Gebiet seit mehr als 80 Jahren. Bei dem schweren Erdbeben starben nach jüngsten Angaben rund 4.800 Menschen, Hunderttausende sind obdachlos. Experten fürchten, dass die Opferzahlen wegen der zerstörten Infrastruktur und der extrem schwierigen Versorgungslage weiter steigen wird. (lek mit KNA)