Caritas befürchtet Nahrungsmittelkrise nach Monsun in Indien
Naturkatastrophen ‐ Caritas international befürchtet nach dem starken Monsunregen in Indien, Bangladesch und Nepal eine Nahrungsmittelkrise. Die starken Überschwemmungen haben die Haupternte vieler Reisbauern für kommendes Jahr zerstört. Unterdessen regnet es in vielen Regionen weiter. Jetzt nimmt der Monsun auch Kurs auf Pakistan.
Aktualisiert: 19.03.2024
Lesedauer:
Caritas international befürchtet nach dem starken Monsunregen in Indien, Bangladesch und Nepal eine Nahrungsmittelkrise. Die wohl stärksten Überschwemmungen seit 30 Jahren haben die Haupternte vieler Reisbauern für kommendes Jahr zerstört. Unterdessen regnet es in vielen Regionen weiter. Jetzt nimmt der Monsun auch Kurs auf Pakistan.
Hurrikan Harvey hat im US-Bundesstaat Texas Wassermassen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen, über 30.000 Menschen sind laut Medienberichten vorübergehend obdachlos. In Indien, Nepal und Bangladesch spielt sich mit dem Monsunregen eine ähnliche Katastrophe ab – nur in viel größerem Ausmaß. Allein im Bundesstaat Bihar im Nordosten sind laut der Caritas 16 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen, hunderttausende suchen in Notunterkünften Zuflucht. Nach lokalen Behörden sind es die schwersten Überschwemmungen seit 30 Jahren. Die Caritas schätzt die Zahl der Toten bislang auf rund 1.400.
Die hohe Zahl der Betroffenen und die vielen Toten haben einen schlichten Grund: „Bei den betroffenen Regionen in Indien, Nepal und Bangladesch handelt es sich nach China um die bevölkerungsreichste Region der Erde“, weiß der Indien-Referent von Caritas international, Peter Seidel. Allein im indischen Bundesstaat Bihar lebten 103 Millionen Einwohner auf einer Fläche von Bayern und Baden-Württemberg – mehr als in der ganzen Bundesrepublik.
„Das Zynische ist, dass die armen Bauern der betroffenen Region am wenigsten zur Erderwärmung beitragen und am meisten unter den Folgen leiden.“
„Das Zynische ist, dass die armen Bauern in Indien und Bangladesch auf der Welt am wenigsten zur Erderwärmung beitragen. Sie fahren kein Auto, haben keine Heizung und wenig Konsumgüter. Der CO2-Ausstoß pro Kopf in Bangladesch ist mit der niedrigste der Welt. Doch sie haben am meisten unter den Folgen zu leiden,“ sagt Peter Seidel. Ihr Land werde auch in den nächsten Jahren am stärksten von Klimawandel, Stürmen und Überschwemmungen betroffen sein.
Neben dem Klimawandel macht die Caritas auch lokale Bedingungen verantwortlich dafür, dass die Regenfälle in diesem Jahr so verheerende Auswirkungen zeigen: „Die Abholzung von Wäldern und die Besiedlung von früheren Sumpf- und Waldgebieten führt dazu, dass immer mehr Menschen in flutgefährdeten Regionen wohnen“, so Peter Seidel.
Viele Bauern im ländlichen Raum haben durch die Überschwemmungen ihre Häuser und ihre Ernte verloren. Die Armen unter ihnen lebten in Lehmhäusern. „Wenn die unter Wasser stehen, sinken die in sich zusammen und werden einfach weggeschwemmt,“ so Seidel.
Hunderttausende Menschen harren nun in Notunterkünften aus. Die Caritas versucht sie mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Chlortabletten zu versorgen. Die finanziellen Mittel seien noch sehr begrenzt, da die Spenden erst noch anlaufen müssten, so Seidel. Momentan will die Caritas die Versorgung von rund 50.000 Menschen sicherstellen.
Doch langfristig drohe noch eine weitere Krise: „Normalerweise würden die Bauern jetzt in der Monsunzeit den Reis anpflanzen, damit die Menschen im nächsten Jahr etwas zum Essen haben. Wenn das jetzt aber tief und langfristig unter Wasser steht und die ganzen Reispflanzen zerstört sind, kommt als nächstes eine Nahrungsmittelkrise.“ Viele Bauern hätten durch die Fluten ihr Saatgut verloren und seien auf Unterstützung bei der Neubeschaffung angewiesen. Die Haupternte von diesem Jahr sei bereits verloren.
Und ein Ende des Regens ist nicht in Sicht: Die Regenzeit dauert noch bis in den September hinein. In den Bundesstaaten Assam und Bihar regnet es weiter und der Monsun nimmt neuerdings auch Kurs Richtung Westen nach Pakistan. „In der pakistanischen Stadt Karachi hat es bereits zu regnen begonnen“, weiß Peter Seidel.
Von Claudia Zeisel
© weltkirche.katholisch.de