Zwischen Angst und Hoffnung
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Zwischen Angst und Hoffnung

Nepal ‐ Asmita hatte Glück. Als ihre Wehen einsetzten, konnte ihre Familie rechtzeitig eine Hebamme finden, die ihr bei der Geburt in einem kleinen Zelt half. „Als ich sah, dass mein Mädchen wohlauf war, wusste ich, dass sich alles wieder zum Guten wenden würde“, sagt Asmita. Ihre Tochter kam wenige Tage nach dem schweren Erdbeben in dem nepalesischen Dorf Simjung zur Welt. Nun wünscht sich die junge Mutter, dass ihr Kind in einer sicheren Umgebung aufwachsen wird.

Erstellt: 28.05.2015
Aktualisiert: 19.03.2024
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Asmita hatte Glück. Als ihre Wehen einsetzten, konnte ihre Familie rechtzeitig eine Hebamme finden, die ihr bei der Geburt in einem kleinen Zelt half. „Als ich sah, dass mein Mädchen wohlauf war, wusste ich, dass sich alles wieder zum Guten wenden würde“, sagt Asmita. Ihre Tochter kam wenige Tage nach dem schweren Erdbeben in dem nepalesischen Dorf Simjung zur Welt. Nun wünscht sich die junge Mutter, dass ihr Kind in einer sicheren Umgebung aufwachsen wird.

Nicht allen schwangeren Frauen ergeht es in Nepal wie Asmita. Das Land hatte schon vor dem Beben vom 25. April eine der weltweit höchsten Müttersterblichkeitsraten: Von 100.000 Frauen starben 170 während der Schwangerschaft oder bei der Geburt. In den kommenden Wochen steht laut der Hilfsorganisation Care rund 14.000 Frauen eine Entbindung bevor. Bei 2.000 von ihnen besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen.

Das Erdbeben hat fast 1.000 Kliniken stark beschädigt oder zerstört, die wenigen noch funktionstüchtigen Krankenhäuser sind überlastet. Doch die Infrastruktur ist nicht das einzige Problem. „Viele Frauen stehen unter Schock“, erklärt Care-Helferin Johanna Mitscherlich. „Zudem ist es für sie kaum möglich, sich zum Beispiel angemessen zu ernähren.“ Die Organisation will nun mobile Krankenstationen einsetzen, um die Kliniken zu entlasten und Menschen in entlegenen Regionen den Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen.

Angst prägt den Alltag

Auch die psychosoziale Versorgung der Überlebenden ist eine Herausforderung für die Helfer. „Die seelische Zerstörung ist enorm“, sagt die Helferin, die zweieinhalb Wochen in der Krisenregion unterwegs war. „Viele Kinder wollen nicht von der Seite ihrer Eltern weichen.“ Die Angst prägt nicht nur den Alltag der Jüngsten in Nepal. Auch viele Erwachsene fürchten, das Wenige, was sie inzwischen wieder aufgebaut haben, könnte jederzeit wieder einstürzen. „Ein Mann sagte mir, er fühle sich wie versteinert“, so Mitscherlich.

Der eigentliche Wiederaufbau wird ohnehin erst gegen Herbst beginnen. Momentan schulen Nothilfe-Experten örtliche Architekten, wo und wie sie künftig am besten bauen können. „Traditionell wurde in Nepal viel mit Lehm und Ziegeln gebaut“, erläutert Mitscherlich. „Das wollen viele Menschen jetzt nicht mehr, sie fragen uns gezielt nach technischem Rat.“

Nach Einschätzung der nepalesischen Regierung zerstörte das Erdbeben rund 750.000 Häuser, deren Einwohner nun in Zelten leben. 100.000 Menschen warten laut Care noch auf eine derartige Notunterkunft. Momentan werden die Zelte mit Wellblech stabilisiert – denn schon für den 5. Juni erwarten Meteorologen den Beginn des Monsuns. „Der Wind trägt bereits lose Steine und Baumaterialien ab. Mehrere Menschen haben sich schon beim Abriss ihrer maroden Häuser verletzt“, so Mitscherlich. Laut aktuellen Einschätzungen wird der Monsun nicht alle, aber viele der erdbebengebeutelten Regionen in Nepal betreffen.

Kleine Zeichen der Hoffnung

Indes gebe es auch kleine Zeichen der Hoffnung, berichtet die Helferin. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Koordination der verschiedenen Hilfsangebote funktionierten viele Abläufe inzwischen sehr gut. Hilfsgüter kommen beispielsweise nicht mehr nur über den überlasteten Flughafen der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu ins Land, sondern auch über Indien. „Zudem haben wir inzwischen eine Übersicht über die betroffenen Gebiete“, sagt Mitscherlich. Es bleibe aber eine Herausforderung, entlegene Gegenden zu erreichen.

Einmal dort angekommen, seien die Menschen sehr dankbar für die Hilfe – auch für die hohe Spendenbereitschaft etwa in Deutschland. „Es bedeutet ihnen viel, dass es der Welt nicht egal ist, was in ihrem kleinen Bergdorf geschieht“, sagt Mitscherlich. Weitere Unterstützung werde jedoch dringend gebraucht. Das hatten zuletzt auch die Vereinten Nationen angemahnt: Für die humanitäre Hilfe seien zunächst 384 Millionen Euro nötig, doch nur 22 Prozent davon hätten die Geberländer bislang zugesagt. Dabei, so betont Care: „Es ist noch viel zu tun, bis alle Frauen wieder so lächeln können wie Asmita.“

Von Paula Konersmann (KNA)