Kriegsschiff neben Karte der Karibik
Politiker sind erzürnt – Bischöfe kritisieren Militarisierung

Trumps Anti-Drogen-Strategie wirft in Lateinamerika Fragen auf

Washington D.C. ‐ Die umstrittene Begnadigung eines wegen Drogenschmuggels verurteilten Ex-Präsidenten durch Donald Trump löst Empörung aus. Beobachter bis hin zum Papst blicken mit Sorge auf die Anti-Drogen-Strategie der USA.

Erstellt: 03.12.2025
Aktualisiert: 03.12.2025
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Von Tobias Käufer (KNA)

Kaum war die Nachricht von der Begnadigung des wegen Drogenhandels in den USA verurteilten honduranischen Ex-Präsidenten Juan Orlando Hernández bekannt, richtete der honduranische Parlamentspräsident einige direkte Worte an US-Präsident Donald Trump.

Die Entscheidung mache die jahrelange Arbeit von Staatsanwälten, Richtern und US-Behörden zunichte, kritisierte Luis Redondo. Sie hätten ihr Leben riskiert, um den von 2014 bis 2022 amtierenden honduranischen Präsidenten vor Gericht zu bringen. Es gebe keinen Unterschied zwischen einem verurteilten Drogenhändler und dem, der ihn freilasse, ohne sich darum zu kümmern, dass der Begnadigte Millionen seiner eigenen Wähler und Steuerzahler Tonnen von Kokain unter die Nase geschoben habe, schrieb Redondo auf X.

Juan Orlando Hernández wurde 2024 in New York zu 45 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als bewiesen an, dass er mehr als ein Jahrzehnt lang mit Drogenhändlern zusammengearbeitet hatte. „JOH“ wie er in Honduras genannt wird, soll sichergestellt haben, dass mehr als 400 Tonnen Kokain in die Vereinigten Staaten gelangten. Dafür soll er vom mexikanischen Drogenboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán eine Million US-Dollar erhalten haben. Der wohl prominenteste lebende Drogenboss sitzt inzwischen ebenfalls in den USA ein. Drei Jahre zuvor war der Bruder von „JOH“, Juan Antonio Hernández, ebenfalls wegen Drogenhandels zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Trump wirft der Regierung seines Vorgängers Joe Biden vor, Orlando Hernández eine Falle gestellt zu haben.

Puerto Ricos Bischöfe setzen sich für Dialog ein

Die Begnadigung des honduranischen Ex-Präsidenten fällt in eine Zeit, in der die USA ihr militärisches Drohpotential in der Karibik weiter erhöhen. Am Montag hatte Trump erklärt, es könne jederzeit Angriffe gegen Drogenlabore geben - egal in welchem Land. Gemeint könnte damit auch Kolumbien sein. Unter dessen Präsident Gustavo Petro stieg die Kokainproduktion deutlich an. Trump nannte ihn einen Drogenhändler, ohne allerdings Beweise vorzulegen. Petro reagierte darauf scharf: „Ein Angriff auf unsere Souveränität ist eine Kriegserklärung.“ Pikant daran: Kolumbien ist das einzige Partnerland der NATO in Südamerika.

Als Hauptgegner in der Karibik hat Trump allerdings Venezuelas Diktator ins Visier genommen. Machthaber Nicolas Maduro soll laut Einschätzung der USA Chef des Drogenkartells „Soles“ sein. Zwar haben Bürgerrechtsorganisationen dem Regime in Caracas schwerste Menschenrechtsverletzungen wie außergerichtliche Hinrichtungen, Folter und die Flucht von acht Millionen Menschen nachgewiesen. Dass Maduro ein Kartellboss sein soll, gilt dagegen nicht als zweifelsfrei belegt.

Inzwischen mehren sich kritische Stimmen aus der Kirche zum Vorgehen der USA. Vorneweg äußerte sich Papst Leo XIV. und zeigte sich besorgt über das Vorgehen Washingtons. Auf dem Rückflug von Beirut nach Rom nach seiner sechstägigen Nahost-Reise sagte der Papst, selbst US-Amerikaner, der Vatikan setze sich im Konflikt zwischen Washington und Caracas auch auf diplomatischer Ebene für eine Beruhigung der Lage ein. Die Möglichkeit einer US-Invasion nannte der Papst eine Gefahr. Er riet, den Dialog zu suchen; und auch wirtschaftlicher Druck sei besser als ein Militärkonflikt. Ein Krieg würde am Ende die Bevölkerung am meisten treffen, nicht die politischen Führer, gab Leo XIV. zu bedenken.

Auf Puerto Rico, einem Außengebiet der USA, kritisierte nun die lokale Bischofskonferenz die Militarisierung ihrer Insel und der Karibikregion durch die USA und warnte vor einer möglichen Eskalation eines Krieges mit Venezuela. Von den 15.000 in der Karibik befindlichen US-Soldaten befinden sich derzeit 5.000 in Puerto Rico. „Wir sind uns der strukturellen Ungerechtigkeiten bewusst, die einige politische Systeme benachbarter Völker mit sich bringen, und wir verurteilen den Drogen- und Waffenhandel in unserer Karibikregion, heißt es in einer nun von allen Bischöfen Puerto Ricos unterzeichneten Erklärung. Aber Dialog und Diplomatie der Regierungen müssten immer über den Konflikten stehen, „um Krieg um jeden Preis zu vermeiden“.

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