Trump legt sich mit Kolumbiens Staatschef an
Präsident Petro als „Anführer des illegalen Drogenhandels“ beschimpft

Trump legt sich mit Kolumbiens Staatschef an

Washington  ‐ Zwischen Washington und Bogotá fliegen die verbalen Giftpfeile. Es geht um Drogen und den Umgang mit der linken Guerilla. Ein Friedensnobelpreisträger ist über den Streit entsetzt.

Erstellt: 23.10.2025
Aktualisiert: 22.10.2025
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Von Tobias Käufer (KNA)

Der Streit hatte sich angedeutet, die Stimmung seit Wochen aufgeheizt: Das Tischtuch zwischen US-Präsident Donald Trump und Kolumbiens Staatschef Gustavo Petro scheint zerrissen. Nun bezeichnete Trump den Kolumbianer als „Anführer des illegalen Drogenhandels“, freilich ohne konkrete Beweise vorzulegen. Zugleich kündigte Washington an, Finanzhilfen für Bogotá auszusetzen und neue Zölle zu erheben. Details blieben bisher unbekannt.

Dabei sind Bogotá und Washington eigentlich Verbündete. Kolumbien ist das einzige Nato-Partnerland in Südamerika. Die historische Verbindung stammt noch aus der Zeit, als Kolumbien rechts regiert wurde und die USA den Kampf des kolumbianischen Staates gegen die in den Drogenhandel verstrickten linksextremem Guerillabanden unterstützten. Allerdings war dieser Kampf stets geprägt von schweren Menschenrechtsverletzungen beider Seiten. Kolumbiens Armee pflegte die Zusammenarbeit mit rechten Paramilitärs, die Guerillakämpfer standen ihr in Grausamkeit in nichts nach.

Petro ist der erste eindeutig linksgerichtete Präsident des südamerikanischen Landes und traditionell kritisch gegenüber USA und Nato. Für ihn sind die Drogen-Vorwürfe gefährlich, denn etliche Fakten sprechen tatsächlich gegen den Regierungschef des größten Kokain-Produzentenlandes. Er versucht seit Beginn seiner Amtszeit, durch Verhandlungen mit Guerillabanden und Paramilitärs einen „totalen Frieden“ durchzusetzen.

Das Ergebnis ist allerdings ernüchternd: Die Banden nutzten die Waffenstillstände, um ihre Macht in den für den Drogenhandel strategisch wichtigen Territorien auszubauen. Zehntausende Menschen wurden vertrieben, die Kokain-Produktion nahm deutlich zu. Die rechte Opposition wirft Petro vor, mit den Guerillas unter einer Decke zu stecken und die Expansion des Drogenanbaus und -handels zumindest zu tolerieren.

Ex-Präsident Santos kritisiert Streit

Dass Petro selbst als führende Figur im Drogenhandel fungiert, ist derweil weder bewiesen noch wahrscheinlich. Seine Politik hat bislang jedoch – statt zu einer Befriedung des Landes – zu einer Stärkung der illegalen Strukturen geführt. Ihm bleiben bis zum Ende seiner Amtszeit im August 2026 noch knapp zehn Monate, um den Friedensprozess doch noch erfolgreich abzuschließen.

Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos zog in dieser Woche ein enttäuschendes Fazit zum aktuellen Streit. „Vom Kampf zwischen dem weltweit größten Drogenproduzenten und dem größten Konsumenten profitiert nur die organisierte Kriminalität“, sagte Santos zum Verhältnis zwischen Kolumbien und den USA. Während seiner Amtszeit gelang 2016 der weltweit beachtete Friedensvertrag zwischen der linksgerichteten FARC-Guerilla und dem kolumbianischen Staat. Für seine Friedensbemühungen erhielt er den Nobelpreis.

Die marxistische FARC-Guerilla hatte sich damals verpflichtet, den bewaffneten Kampf zu beenden. Ein Teil der Guerilleros wollte den Vertrag aber nicht anerkennen und setzte den Kampf fort. Die sogenannten FARC-Dissidenten sind seitdem wieder zu einer beachtlichen Macht angewachsen und kämpfen gemeinsam mit der linken ELN-Guerilla um die Vorherrschaft im Drogenhandel.

Petro selbst versuchte zu Wochenbeginn, die Wogen zu glätten. Neue Zölle aus dem Land des wichtigsten Handelspartners würden die kolumbianische Wirtschaft stark schwächen. Er schlug vor, Zölle auf Agrarprodukte ganz aufzuheben. In einem langen Social-Media-Beitrag warf er den USA vor, für die Gewalt im Land verantwortlich zu sein. Die Kriege, die Kolumbien seit fünf Jahrzehnten erlebe, zunächst bis 1993 in den Städten, danach auf dem Land, seien letztlich auf den Kokainkonsum in den USA zurückzuführen, so Petro. Zwar hätten US-Regierungen versucht, zum Frieden in Kolumbien beizutragen, doch seit einigen Jahren sei davon nicht mehr viel zu spüren.

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