Kartenhaus der Entwicklungsfinanzierung
Caritas international: Kaum möglich, angemessen zu reagieren

Hilfswerke warnen vor Kürzungen bei Entwicklung und humanitärer Hilfe

Düsseldorf  ‐ „Man lässt keinen Menschen verhungern!“ Mit diesem Appell reagieren Hilfsorganisationen auf geplante Kürzungen bei Entwicklungs- und Hilfsgeldern. Sie warnen: Sparen jetzt könne in Zukunft erst recht teuer werden.

Erstellt: 17.09.2025
Aktualisiert: 17.09.2025
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Vor den Haushaltsberatungen am Mittwoch kritisieren kirchliche und weltliche Hilfsorganisationen die geplanten Einsparungen bei Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe. „Die dramatischen Kürzungen passen in keiner Weise zur Weltlage“, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, der „Rheinischen Post“.

Im dritten Jahr in Folge seien weltweit mehr als 300 Millionen Menschen aufgrund der wachsenden Zahl an Kriegen und Konflikten auf humanitäre Hilfe angewiesen, betonte der Chef des katholischen Hilfswerks: „Es war schon vor den Kürzungen kaum möglich, auf die Not der Menschen angemessen zu reagieren. Wie soll das gelingen, wenn weltweit ein Drittel der humanitären Helfer entlassen werden müssen?“

„Diese langfristigen Kürzungen sind politisch kurzsichtig. Sie werden Menschenleben kosten“, ergänzte die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“, Dagmar Pruin: „Wer jetzt bei den Etats für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit kürzt, zahlt in Zukunft einen viel höheren Preis – menschlich, politisch und wirtschaftlich.“

„Man lässt keinen Menschen verhungern“

Gerade jetzt müsse die Bundesregierung Werte wie Solidarität und Menschlichkeit in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen, fügte Pruin hinzu: „Wer die langfristigen Mittel für die internationale Zusammenarbeit kürzt, verspielt Chancen – auch für uns. Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass weltweit 300 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind und sogar 800 Millionen Menschen hungern.“ Deutschland müsse zu seinen Versprechen stehen: „Man lässt keinen Menschen verhungern. Punkt.“

Die Hilfsorganisation „Save the Children“ nannte die geplanten Etat-Kürzungen unverhältnismäßig. Sie würden „über Jahre hart errungene Fortschritte zunichtemachen“, sagte Geschäftsführer Florian Westphal der Zeitung. Die Kürzungen träfen die Schwächsten am härtesten, nämlich Kinder in Konflikt- und Katastrophengebieten.

Gerade in Zeiten langanhaltender Krisen und angesichts des Rückzugs vieler anderer traditioneller Geberländer müsse der Bundestag seine Verantwortung ernst nehmen, fügte er hinzu: „Armut, Hunger und Hoffnungslosigkeit fördern Instabilität und Gewalt. Wer die Welt sicherer machen möchte, muss in eine gerechtere Zukunft für alle investieren. An dieser Stelle zu sparen, ist kurzsichtig.“

Am Mittwoch entscheidet der Bundestag über die Etats des Außen- und des Entwicklungsministeriums für dieses Jahr. In beiden Bereichen sind Kürzungen vorgesehen.

KNA

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