Flagge von Niger
Westafrikanischer Binnenstaat ist Transitland für EU-Migranten

Christen in Niger immer stärker unter Druck

Niamey/Rom  ‐ Das Land zählt zu den ärmsten der Welt. Seit Jahrzehnten fehlt es an Sicherheit und Perspektive für die Menschen. Islamistische Gruppen verbreiten Terror. Ein Priester spricht von einem „Schlag ins Herz der Kirche“.

Erstellt: 31.07.2025
Aktualisiert: 31.07.2025
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In Niger sind mehr als 15.000 der etwa 50.000 Katholiken im Land derzeit auf der Flucht. Zu dieser Einschätzung kommt der in der Hauptstadt Niamey tätige Missionspriester Mauro Armanino in einem aktuellen Beitrag der Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“. Grund seien anhaltende Angriffe durch islamistische Gruppen. „Die Dörfer haben sich geleert und die Kirche ist noch weiter geschwächt“, so der aus Italien stammende Ordensmann von der Gesellschaft für Afrikamissionen. Besonders betroffen ist demnach der Südwesten des Landes, wo Gruppen wie der Islamische Staat-Provinz Sahel, Nusrat al-Islam und die Westafrika-Provinz des IS operieren.

Die Angriffe richten sich laut dem Missionspriester gezielt gegen Christen und Anhänger von Naturreligionen (Animisten). Der Staat reagiere nur langsam, die Armee sei ineffizient und intern zerrüttet. In Niamey existieren nur noch sieben bis acht aktive Pfarren. „Die meisten Gläubigen leben auf dem Land, doch diese Gebiete werden von Terroristen angegriffen – ein Schlag ins Herz der Kirche“, so der Geistliche. Doch auch Flucht sei für die Landbevölkerung, die sich sonst selbst ernährt, eine „beschämende Erfahrung“. Viele der davon Betroffenen kehrten daher trotz Lebensgefahr in die Dörfer zurück.

Transitland für Migration in die EU

Niger zählt rund 26 Millionen Einwohner, fast 100 Prozent sind Muslime. Der Militärputsch 2023 brachte die fünfte Militärregierung an die Macht. Nach dem Rückzug französischer Truppen verschärfte sich die Sicherheitslage. Das Land gilt als eines der ärmsten der Welt. „Die neue Regierung versprach Erneuerung, doch Armut und Terrorismus nehmen weiter zu“, sagte Armanino. Durch seine geografische Lage fungiert Niger als Transitland zwischen Subsahara- und Nordafrika. Seit Jahren wirkt es - teilweise auf Druck der EU - als informelle Vorgrenze Europas.

UN-Organisationen rechnen aktuell mit 4,8 Millionen Menschen in Niger, die humanitäre Hilfe benötigen - darunter über drei Millionen, die auf akute Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind. Zugleich beherbergt das Land knapp eine Million Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene.

KNA

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