Geistliche beim Gottesdienst vor Beginn des Konklaves am 7. Mai 2025 im Petersdom im Vatikan.
Erster Wahlvorgang am Mittwochabend erwartet

Konklave beginnt mit feierlicher Messe im Petersdom

Vatikanstadt  ‐ Ihre Entscheidung hat Konsequenzen für viele Jahre und die ganze Welt: Zur Eröffnung des Konklaves erinnert daher der oberste Kardinal seine Mitbrüder an ihre Verantwortung. Und daran, was einen guten Papst ausmacht.

Erstellt: 07.05.2025
Aktualisiert: 07.05.2025
Lesedauer: 
Von Sabine Kleyboldt (KNA)

220 Kardinäle, darunter jene 133, die den neuen Papst wählen dürfen, haben sich am Mittwoch in einer feierlichen Heiligen Messe im Petersdom auf diese schwierige Aufgabe eingestimmt. Unter lateinischen Chorgesängen zogen die Kardinäle in ihren rot-golden leuchtenden Gewändern in die in Gold, Schwarz und Marmorweiß strahlende Basilika ein. Ihre weißen Mitren nahmen sie kurz vor dem Vierungsaltar über dem Grab des Apostels Petrus ab; erst zum Evangelium setzten sie sich das Zeichen ihres Bischofsamtes wieder aufs Haupt.

Die Messe „Pro Eligendo Romano Pontifice“ (für die Wahl des Papstes) bot mit Kerzenschein, Weihrauchduft, Orgel- und Chormusik katholische Zeichenhaftigkeit für alle Sinne. Vor Beginn der Liturgie hatten einige gehbehinderte Kardinäle bereits im Halbrund um den Altar unter dem riesigen Barock-Baldachin Platz genommen, unter ihnen der bosnische Kardinal Vinko Puljic (79); wegen einer Erkrankung konnte er nicht in der Prozession mitgehen, am Konklave wird er dennoch teilnehmen.

Zu ihm gesellten sich die anderen Wahlmänner aus 70 Ländern – geordnet nicht nach Herkunft, sondern in vorgegebener Reihenfolge gemäß der drei „Kardinalsklassen“: Kardinaldiakone als erste, gefolgt von Kardinalpriestern bis hin zu den höchstrangigen Kardinalbischöfen. So war das weite Rund um den Altar bald gefüllt mit Geistlichen aus allen Kontinenten; darunter die drei deutschen Papstwähler Rainer Maria Woelki (68) aus Köln, der in Rom lebende frühere Glaubenspräfekt Gerhard Ludwig Müller (77) und – wegen Kniebeschwerden diesmal mit Stock – Reinhard Marx (71) aus München.

„Wir sind hier, um den Beistand des Heiligen Geistes zu erbitten, um sein Licht und seine Kraft zu erflehen, damit der Papst gewählt wird, den die Kirche und die Menschheit an diesem schwierigen, komplexen und qualvollen Wendepunkt der Geschichte benötigen“, sagte Kardinaldekan Giovanni Battista Re in seiner Predigt.

Der 91-Jährige, der bereits bei der Beisetzung von Papst Franziskus mit einer kraftvollen Ansprache aufhorchen ließ, erinnerte die Geistlichen gestenreich und mit erhobener Stimme an den Ernst der Stunde. Es gehe nicht nur um den einfachen Wechsel von Personen, „sondern es ist stets der Apostel Petrus, der zurückkehrt“, sagte der Kardinal just über der Stelle, wo das Grab des Apostels Petrus vermutet wird.

Viel sprach er von der Bedeutung der Liebe und der Einheit der Kirche; die von Papst Franziskus so oft beschworene synodale Kirche, die nach Wegen sucht, alle zu beteiligen, auch Katholiken ohne Weiheamt, kam bei Re nicht ausdrücklich vor. Der gut zehnminütigen Predigt folgten die Kirchenmänner mit nachdenklichen Minen, gesenktem Blick oder geschlossenen Augen.

Ein Motto von Papst Franziskus aufgreifend formulierte Re, die Kirche dürfe nicht selbstbezogen sein. Vielmehr müsse sie ganz auf die Gemeinschaft zwischen Menschen, Völkern und Kulturen ausgerichtet sein, mahnte Re. „Die heutige Welt erwartet viel von der Kirche im Hinblick auf die Bewahrung jener grundlegenden menschlichen und geistlichen Werte, ohne die das Zusammenleben der Menschen weder besser noch für künftige Generationen zuträglich sein wird“, betonte der Kardinaldekan.

„Beten wir, dass Gott der Kirche den Papst gebe, der es am besten vermag, die Gewissen aller wie auch die moralischen und spirituellen Kräfte in der modernen Gesellschaft zu wecken, die von großem technologischen Fortschritt geprägt ist, aber dazu neigt, Gott zu vergessen.“ Der Heilige Geist solle die Kardinäle erleuchten und sie einmütig den zum Papst wählen lassen, „den unsere Zeit braucht“.

Kardinaldekan Re kann die Leitung des Konklaves altersbedingt nicht wahrnehmen. Für ihn übernimmt die langjährige Nummer Zwei des Vatikans, Pietro Parolin (70), als dienstältester Kardinalbischof. Beim Friedensgruß tauschten die beiden Norditaliener eine herzliche Umarmung; „viel Glück – gleich doppelt!“ wünschte der Ältere dem Jüngeren.

Nach einer Mittagspause war für 16.30 Uhr der Einzug der 133 unter 80-jährigen Kardinäle in die Sixtinische Kapelle geplant. Bis zur Wahl eines neuen Papstes sind sie von der Außenwelt abgeschnitten. Für wie lange, das weiß vermutlich nur der Heilige Geist.

Mehr zum Thema