Schuldenerlass: Münzen sind aufeinandergehäuft.
ODA-Quote

Deutschland verfehlt UN-Ziel für Entwicklungsausgaben

Berlin  ‐ Erstmals seit 2020 hat Deutschland weniger Geld für Entwicklungszusammenarbeit ausgegeben, als international vereinbart. Im Vergleich mit anderen Industriestaaten reicht es trotzdem für einen Spitzenplatz.

Erstellt: 17.04.2025
Aktualisiert: 17.04.2025
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Im vergangenen Jahr ist Deutschland hinter dem UN-Finanzierungsziel für Entwicklungszusammenarbeit zurückgeblieben. Nach vorläufigen Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellte Deutschland 2024 insgesamt 0,67 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für die Unterstützung ärmerer Länder bereit.

Mit rund 30 Milliarden Euro lagen die Entwicklungsausgaben um rund 5 Milliarden Euro niedriger als im Vorjahr, wie das Entwicklungsministerium am Mittwoch mitteilte. Damit habe Deutschland erstmals seit 2020 nicht das international vereinbarte Ziel erreicht, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit bereitzustellen.

Der entwicklungspolitische Dachverband Venro kritisierte, dass die Finanzierung von Entwicklungszusammenarbeit im vergangenen Jahr global um 7,1 Prozent abgenommen habe. Er warnte vor einer dramatischen Entsolidarisierung der reichsten Länder. Die Unterstützung für humanitäre Hilfe sei mit 9,6 Prozent noch deutlicher zurückgegangen. Die OECD rechne zudem mit einem weiteren Absinken der Mittel in diesem Jahr.

Für den VENRO-Vorsitzenden Michael Herbst zeugen die Zahlen von fehlender Weitsicht. „In einer Zeit multipler Krisen und zunehmender globaler Ungleichheiten ist es ein fatales Signal, dass sich die Industrienationen mehr und mehr aus ihrer internationalen Verantwortung zurückziehen“, erklärt er am Mittwoch in Berlin. Besonders die ärmsten Menschen im Globalen Süden würden damit im Stich gelassen – das sei verantwortungslos und kurzsichtig.

Hinzu kommt: Ohne Berücksichtigung der Ausgaben für Flüchtlinge im Inland läge die deutsche Quote nur bei 0,54 Prozent. Knapp 20 Prozent der geleisteten Entwicklungsausgaben entfielen auf die Versorgung und Unterbringung von Geflüchteten.

Gemessen an seiner Wirtschaftskraft lag Deutschland im Vergleich laut Ministerium auf Platz fünf hinter Norwegen (1,02 Prozent), Luxemburg (1,00 Prozent), Schweden (0,79 Prozent) und Dänemark (0,71 Prozent). In absoluten Zahlen waren 2024 die USA mit umgerechnet 58,5 Milliarden Euro noch der größte Geber im Entwicklungsbereich.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sieht das Land hingegen auf einem guten Weg. „Deutschland ist ein verlässlicher Partner.“ Auch im vergangenen Jahr habe man in die gemeinsame Bewältigung globaler Herausforderungen investiert: von der weltweiten Energiewende für den Klimaschutz bis zur Unterstützung der Länder, die die meisten Flüchtlinge aufnehmen. Deutschland tue dies nicht nur aus internationaler Solidarität, sondern auch, weil es auf internationale Zusammenarbeit angewiesen sei.

KNA

17.04.2025 01:00: Statement Herbst hinzugefügt /dr

17.04.2025 09:29: Statement Schulze hinzugefügt /dr

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