
Misereor: Deutschland muss weltweit Verantwortung tragen
Berlin ‐ Die Entwicklungshilfe hat einen schweren Stand. Geberländer kürzen ihre Mittel drastisch, insbesondere die USA. Aus Sicht des katholischen Entwicklungshilfswerks muss die Bundesregierung umso verantwortlicher handeln.
Aktualisiert: 02.07.2025
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In Zeiten zahlreicher Kriege und Konflikte in der Welt appelliert das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor an Deutschlands internationale Verantwortung. „Wir sind einer der größten Geber von Entwicklungsgeldern. Diese Rolle sollten wir offensiv annehmen und gestalten – auch in unserem eigenen Interesse“, sagte Hauptgeschäftsführer Andreas Frick bei der Jahrespressekonferenz des Hilfswerks am Mittwoch in Berlin. Deutschland könne stolz sein auf seine über Jahrzehnte aufgebaute Entwicklungszusammenarbeit und sein Zeichen der Menschlichkeit, ergänzte Frick.
Die geplanten Kürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe sollte die Bundesregierung aus Sicht des Hilfswerks dringend überdenken. Die Entwicklungen in der US-Politik unter Präsident Donald Trump markierten eine tiefgreifende Zäsur. „Was Entwicklungszusammenarbeit – staatliche und nichtstaatliche – in den letzten Jahren erreicht und bewirkt hat, steht in vielen Regionen und Ländern auf dem Spiel“, warnte Frick. Es dürfe nicht an der falschen Stelle gespart werden. Es sei darüber hinaus beschämend, so Frick, dass die Bundesregierung die mit dem Lieferkettengesetz gesicherten Sorgfaltspflichten in den Produktionsländern im globalen Süden wieder aufgeben wolle.
Bernd Bornhorst, Misereor-Geschäftsführer für Internationale Zusammenarbeit, rief die Bundesregierung auf, ihren Einfluss zu nutzen und von der israelischen Regierung die Aufhebung der Hilfsblockade zu fordern. „Wir dürfen uns nicht an den Krieg und das Leid gewöhnen“, mahnte Bornhorst. Die chaotischen Zustände mit Toten und Verletzten beim Warten auf Hilfslieferungen an wenigen Verteilzentren seien ein Skandal. Die militärische Operation müsse zu einem Ende kommen, damit die Menschen in Gaza wieder Nahrung, sauberes Wasser und Medikamente erhielten.
Jüsten: Fokussierung auf Militärische sorgt nicht für mehr Frieden
Der Vorsitzende der Katholischen Zentralstelle für globale Entwicklung, Prälat Karl Jüsten, sprach sich für ein Ende aller Rüstungsexportgenehmigungen für Israel aus. „Die Bundesregierung muss sich viel stärker als bisher für schnelle und intensive Friedensverhandlungen einsetzen, um das Leid auf beiden Seiten zu beenden“, so Jüsten. Und weiter: „Deutschland hat hier eine besondere Verantwortung.“
Zugleich stellte Jüsten die allgemeine Aufrüstung infrage. „Bei allen Notwendigkeiten für Investitionen in Deutschlands Verteidigungsfähigkeit – eine so starke Fokussierung aufs Militärische wird langfristig nicht allein für mehr Frieden sorgen. Deutschland sollte die Ziele der vergangenen Jahrzehnte nicht aus dem Blick verlieren: Der Kampf gegen Hunger, Armut und Klimawandel darf nicht gedrosselt werden, um Krisen vorzubeugen und Stabilität zu schaffen.“
Misereor hat im vergangenen Jahr 62,4 Millionen Euro aus Spenden und Kollekten eingenommen, ein leichter Rückgang von 2,2 Millionen im Vorjahresvergleich. Mit Mitteln des Entwicklungsministeriums standen dem Hilfswerk 229,9 Millionen Euro zur Verfügung. Aktuell unterstützt Misereor mehr als 3.100 Projekte in 83 Ländern.
Kirchliche Entwicklungshilfe sei auch dort präsent, wo staatliche nicht umgesetzt werden könne, etwa aufgrund von politischen und wirtschaftlichen Sanktionen oder mangels staatlicher Kooperation. Als Beispiel nannte Misereor-Hauptgeschäftsführer Frick Afghanistan, Venezuela, den Sahel oder Haiti. Jede Spende sei ein Zeichen von Mitmenschlichkeit, Empathie, Solidarität und Gerechtigkeit und zugleich ein Zeichen gegen populistische Kräfte.
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