Panzersperre und mit Sandsäcken gesichertes Gebäude in der Ukraine
Russischer Raketenangriff

Unesco verurteilt Angriff auf historisches Zentrum von Odessa

Kiew/Odessa  ‐ Erneut sind bedeutende Kulturstätten in der Ukraine dem russischen Angriffskrieg zum Opfer gefallen. Ein Raketenschlag beschädigte in der Weltkulturerbestadt Odessa unter anderem die Philharmonie. Die Unesco protestiert.

Erstellt: 03.02.2025
Aktualisiert: 03.02.2025
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Von Oliver Hinz (KNA)

Die Weltkulturorganisation Unesco hat den russischen Raketenangriff auf das historische Zentrum der ukrainischen Hafenstadt Odessa verurteilt. Mindestens zwei der dabei schwer beschädigten Gebäude gehörten zum Weltkulturerbe, das eines internationalen Übereinkommens zufolge geschützt werden müsse, teilte das Kiewer Büro der Unesco am Samstag auf der Internetplattform X mit.

„Diese wiederholten Angriffe müssen aufhören. Das Völkerrecht muss respektiert werden“, so das Büro der Unesco ohne Russland in seiner Erklärung zu erwähnen. Man habe ein eigenes Team nach Odessa entsandt, hieß es weiter. Es solle die Dokumentation der Schäden unterstützen und gemeinsam mit den ukrainischen Behörden feststellen, welche Sofortmaßnahmen notwendig seien.

Das historische Zentrum Odessas steht seit Januar 2023 auf der Weltkulturerbeliste der Unesco. Laut dem Bürgermeister der Stadt, Hennadij Truchanow, traf bei dem Luftangriff eine Druckwelle unter anderem die Philharmonie. An dem Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Gebäude wurden demzufolge der Haupteingang, Fenster und Inneneinrichtung beschädigt. Die Philharmonie ist eine von drei Kulturstätten in der Stadt, die die Unesco im September 2023 angesichts des Krieges unter verstärkten Schutz stellte.

Kulturstaatsministerin Roth: Geht uns alle an

Auch eines der „bedeutendsten architektonischen Bauwerke im Stadtzentrum“, das Hotel Bristol, sei stark beschädigt, teilte der Bürgermeister am Samstag im Onlinedienst Telegram weiter mit. Das Museum für westliche und orientalische Kunst sei ebenfalls betroffen – insgesamt etwa 15 Kulturerbestätten.

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 registrierte die Unesco Kriegsschäden an 476 ukrainischen Kulturstätten. Im Sommer 2023 war bereits unter anderem die orthodoxe Kathedrale von Odessa zum Teil zerstört worden. Das berühmte Opernhaus der Stadt blieb bisher verschont.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) äußerte sich entsetzt angesichts der durch den Raketenangriff Verletzten und der Zerstörung. „Was letzte Nacht erneut in Odessa geschehen ist, das geht uns alle hier in Europa an, das kann und darf uns nicht unberührt lassen“, betonte Roth am Samstag im Anschluss an eine vom ukrainischen Kulturminister Mykola Tochytsky in der ukrainischen Stadt Uschgorod organisierten Konferenz, an der sie per Videoschaltung teilgenommen hatte. „Das sind Attacken auf unser gemeinsames europäisches Kulturerbe, welches durch russische Raketen schwer beschädigt und zerstört wird.“

Papst Franziskus trifft junge Ukrainer in Video-Schalte

Papst Franziskus hat sich in einer Video-Schalte mit jungen Ukrainern getroffen. Bei der einstündigen Online-Begegnung am Samstagnachmittag sprachen die jungen Menschen über ihr Leben im Krieg, wie die vatikanische Pressestelle über ihren Telegram-Kanal mitteilte. Das katholische Kirchenoberhaupt habe seine Verbundenheit und sein Mitgefühl für die durch den Konflikt verursachten Wunden ausgedrückt.

Die jungen Menschen waren laut Vatikan aus Kiew und anderen Städten in Europa und Amerika zugeschaltet. Der Papst habe sie aufgefordert Patrioten zu sein, „die Heimat zu lieben, die Heimat zu schützen“. Zudem sollten sie weiterhin Träume und Durst nach Zukunft haben. Franziskus wünsche der Ukraine Frieden, der durch Dialog entstehe. „Werdet nicht müde, den Dialog zu führen“, appellierte der Papst an die jungen Ukrainer.

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