#Indenfokus - Kampagne zu vergessenen Krisen

Angola führt Rangliste der zehn vergessenen Krisen 2024 an

Bonn  ‐ Angola, Zentralafrikanische Republik oder Madagaskar – von diesen Staaten liest und hört man in Deutschland und anderen westlichen Ländern nur wenig. Dabei ballen sich dort Krisen, unter denen Millionen Menschen leiden.

Erstellt: 15.01.2025
Aktualisiert: 15.01.2025
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Gewalt, Vertreibung, die Folgen des Klimawandels, gesellschaftliche Ungleichheit und Hunger: All das macht vielen Ländern in Afrika besonders zu schaffen. Zugleich werden die Probleme des Kontinents nach Ansicht von Care in den internationalen Medien zu wenig wahrgenommen. Angola führt in dem am Mittwoch veröffentlichten Krisenreport der Hilfsorganisation die Liste jener zehn Krisenländer an, über die im vergangenen Jahr nur selten berichtet wurde.

Obwohl Angola über reiche Erdöl- und Diamantenvorkommen verfüge, seien in dem westafrikanischen Land 2,2 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, so die Hilfsorganisation. Den zweiten Platz belegt die von einem anhaltenden Bürgerkrieg gezeichnete Zentralafrikanische Republik. Auf dem dritten Rang findet sich Madagaskar, das besonders stark unter den Folgen der Klimakrise leidet. In dem Inselstaat leben mehr als 80 Prozent der Bevölkerung in Armut und müssen mit weniger als 2,15 US-Dollar am Tag auskommen.

Für die neunte Auflage des Reports analysierte Care zusammen mit dem Medienbeobachtungsdienst Meltwater insgesamt 43 humanitäre Krisen, von denen jeweils mindestens eine Million Menschen betroffen sind. Von den insgesamt 5,6 Millionen ausgewerteten Online-Artikeln in den Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Arabisch handelten demnach 2,7 Millionen Artikel, also nahezu die Hälfte, ausschließlich von dem Konflikt in Gaza.

Zum dritten Mal in Folge kommen ausschließlich afrikanische Länder in dem von Care vorgenommenen Ranking vor. Auf Platz vier listet der Report Burkina Faso. Dort sind laut UN-Schätzungen 6,3 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Auf den Plätzen fünf bis neun folgen Burundi, Mosambik, Kamerun, Malawi und Sambia. Auf Platz zehn taucht mit Niger ein weiteres Land der Sahelregion neben Burkina Faso auf. Der bettelarme Staat gehört zu den Ländern mit dem höchsten Bevölkerungswachstum weltweit. 2024 waren 4,5 Millionen Menschen, etwa 17 Prozent der Bevölkerung, auf humanitäre Hilfe angewiesen. Über die Hälfte der Einwohner (52 Prozent) lebte unterhalb der nationalen Armutsgrenze. 3,4 Millionen Menschen hatten nicht genug zu essen.

Care rief die Menschen dazu auf, zu mehr Aufmerksamkeit für vergessene Krisen beizutragen, „indem sie kritische journalistische Formate unterstützen, eine ausgewogene Berichterstattung von den Medien einfordern und stereotype Darstellungen ansprechen“.

Die zehn „vergessenen Krisen“

Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die von Care für 2024 gelisteten zehn vergessenen Krisen:

  1. Angola - Dürren, mageren Ernten und Hunger in dem westafrikanischen Land führten dazu, dass 2,2 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen waren. Und dies, obwohl Angola wegen seiner Bodenschätze - unter anderem Erdöl und Diamanten – zu den zehn stärksten Volkswirtschaften Afrikas gehört.
  2. Zentralafrikanische Republik – Ein anhaltender Bürgerkrieg verschärft die Folgen von wirtschaftlicher Ungleichheit und schlechter Versorgungslage. Jeder fünfte Einwohner des Landes ist auf der Flucht, 2,5 Millionen Menschen haben zu wenig Nahrung. Laut dem Gender Inequality Index gehört die Zentralafrikanische Republik zudem zu jenen fünf Ländern weltweit, in denen Frauen besonders benachteiligt sind
  3. Madagaskar – Die Insel vor der Ostküste des südlichen Afrikas gehört zu den zehn ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Erde. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung leben in Armut und müssen mit weniger als 2,15 US-Dollar am Tag auskommen. Die Folgen der Klimakrise sind auf Madagaskar in Form von Dürren und heftigen Wirbelstürmen besonders spürbar.
  4. Burkina Faso – Der westafrikanische Binnenstaat wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von schweren Konflikten und politischen Krisen erschüttert. Eine Folge: Laut UN-Schätzungen sind 6,3 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. 2019 lag diese Zahl noch knapp unter einer Million, ein Anstieg von mehr als 660 Prozent innerhalb von fünf Jahren.
  5. Burundi – Durch Wetterextreme greift der Hunger in Burundi immer weiter um sich. Das Land hat eine der höchsten Raten an chronischer Unterernährung bei Kindern weltweit: 52 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind betroffen.
  6. Mosambik – Sorge bereitet Helfern die angespannte humanitäre Lage, besonders in der nördlichen Provinz Cabo Delgado. Ein seit 2017 andauernder Konflikt zwingt dort viele Menschen zur Flucht und zerstört ihre Lebensgrundlagen. 1,7 Millionen Menschen waren in der Konfliktregion 2024 auf Hilfe angewiesen, 583.000 wurden innerhalb des Landes vertrieben.
  7. Kamerun – Ein seit 2017 bestehender Konflikt im Nord- und Südwesten Kameruns zwischen separatistischen Gruppen der anglophonen Minderheit und der französischsprachigen Regierung verschärft die humanitäre Lage in dem zentralafrikanischen Land. Eine Million Menschen sind innerhalb des Landes vertrieben – 55 Prozent von ihnen sind Kinder. Mindestens 2,5 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen.
  8. Malawi – Der kleine Binnenstaat in Südostafrika befindet sich laut Care in einer der schwersten humanitären Krisen seiner Geschichte. Wegen Wetterextremen sind 44 Prozent der Anbauflächen für Mais zerstört. Zugleich werden Lebensmittel aufgrund einer Inflation immer teurer. Bei Mais etwa lagen die Preise zuletzt um 160 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt.
  9. Sambia – Auch im südafrikanischen Sambia machen Klimawandel und Wetterextreme den Menschen zu schaffen. Davon ist inzwischen fast jeder zweite Einwohner des südafrikanischen Landes betroffen. Wie in vielen Krisen trifft es Frauen und Kinder besonders hart: Ein Viertel der unter Fünfjährigen leidet unter Ernährungsarmut.
  10. Niger – Das bettelarme Niger gehört zu den Ländern mit dem höchsten Bevölkerungswachstum weltweit. 2024 waren 4,5 Millionen Menschen, etwa 17 Prozent der Bevölkerung, auf humanitäre Hilfe angewiesen. Über die Hälfte der Einwohner (52 Prozent) lebte unterhalb der nationalen Armutsgrenze. 3,4 Millionen Menschen hatten nicht genug zu essen.

KNA

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