Auch Kulturfreunden hat das „Heilige Jahr 2025“ viel zu bieten
Rom ‐ Seit Monaten pflastert der Vatikan den Weg zur Heiligen Pforte mit Kunstgenüssen. Denn „das Heilige Jahr ist Kultur“, so die Verantwortlichen des kirchlichen Mega-Events, das an Heiligabend beginnt.
Aktualisiert: 02.01.2025
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Schon jetzt ist der Terminkalender des „Heiligen Jahres 2025“ prall gefüllt, und fast täglich verkündet der Vatikan neue Highlights für das kirchliche Großereignis. Dabei können die erwarteten rund 32 Millionen Besucher beileibe nicht nur aus religiösen Events auswählen; auch Liebhaber von Kunst und Kultur kommen auf ihre Kosten. Denn: „Il giubileo è cultura“ („Das Jubiläum ist Kultur“), bekräftigte der Beauftragte des Papstes für das alle 25 Jahre stattfindende katholische Mega-Event, Erzbischof Rino Fisichella. Und diese Kultur findet mitunter an unerwarteten Orten statt.
Einer der klassischen Orte und Akteure sind dagegen die Vatikanischen Museen. Bereits jetzt und während des ganzen Jahres präsentieren sie in Sonderschauen Kleinodien aus ihren Sammlungen, erklärte Museumsdirektorin Barbara Jatta. Seit kurzem ist in der päpstlichen Residenz in Castel Gandolfo eine Ausstellung mit Werken von Raffael (1483-1520) und Domenico Ghirlandaio (1449-1494) zu sehen, ebenso wurde in der Kirche Sant'Agnese in Agone auf der Piazza Navona eine große Ikonenschau eröffnet. Ein neu konzipierter Museumsführer auf Englisch hilft durch die vielfältigen Abteilungen der päpstlichen Sammlungen.
Seit Monaten pflastert der Vatikan den Weg zur Heiligen Pforte mit Kunstgenüssen. So zog im Sommer das Kreuzigungs-Gemälde (1951) von Salvador Dali in der Kirche San Marcello rund 330.000 Besucher an. Noch bis Ende Januar ist im Palazzo Cipolla das Lieblingsgemälde des Papstes zu sehen: „Die Weiße Kreuzigung“ von Marc Chagall (1937), das der jüdische Künstler unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Judenverfolgung schuf.
Verschiedenste Kunstsparten werden beim internationalen Heilig-Jahr-Treffen für Künstler Mitte Februar vertreten sein. Bereits im Januar gastiert einen Monat lang das Musical „Bernadette von Lourdes“ im „Auditorium“ an der Via della Conciliazione. Für Oktober steht ein großes Theatertreffen an, und bei der Wallfahrt der Chöre Ende November dürften alle Register gezogen werden - wie überhaupt die Musik einen wichtigen Stellenwert im Jubeljahr hat. So gastiert am 22. Dezember der päpstliche Chor der Sixtinischen Kapelle in der Kirche Sant'Ignazio di Loyola. Der 1471 gegründete Chor wird in den nächsten Monaten häufig zu hören sein, nicht zuletzt bei den Papstmessen.
Das „Giubileo“ hat auch Kunst um seiner selbst Willen hervorgebracht: die offizielle Heilig-Jahr-Hymne des Theologen Pierangelo Sequeri, die von Jakob Johannes Koch ins Deutsche übertragen wurde: „Licht des Lebens, Flamme unsrer Hoffnung! Dieses Lied, es steige auf zu dir“, heißt es da. Und endet mit dem Appell: „Eilt in Scharen unserm Gott entgegen.“
Eine „Pilgerin“, die sich bereits auf den Weg gemacht hat, ist „Luce“ („Licht“), Maskottchen des Heiligen Jahres. Die Manga-Figur mit ihren riesigen Augen, Hommage an die Popkultur, soll vor allem junge Leute ansprechen. Das androgyn wirkende Mädchen, dem manche eine Ähnlichkeit mit Greta Thunberg bescheinigen, sorgte sofort für Debatten, gerade in sozialen Netzwerken. Wie viel Gefallen man auch immer an „Luce“ findet: Mit ihrer Kreation ist dem Vatikan ein echter Hingucker fürs Heilige Jahr gelungen.
Ebenfalls aufhorchen lässt eine Initiative, mit der der Vatikan das Thema „Hoffnung“ bis in dunkle Ecken der Gesellschaft tragen will: Durch das Projekt „Zeitgenössische Kunst im Gefängnis“ sollen auch Menschen an einem der trostlosesten Orte Hoffnung, Gemeinschaft und Zuversicht erfahren, sagte Kurator Davide Rampello.
Mit einer Premiere wird Papst Franziskus den Fokus auf das Projekt richten: Erstmals eröffnet er am 26. Dezember eine eigens eingerichtete „Heilige Pforte“ im römischen Gefängnis Rebibbia. Dabei wird auch die große Lichtinstallation zu sehen sein, die die Künstlerin Marinella Senatore auf Einladung des Vatikans gemeinsam mit Inhaftierten schuf. Das sechs mal drei Meter große Tor ist mit Gedanken und Wünschen inhaftierter Männer und Frauen zum Heiligen Jahr beschriftet. Ähnliche Initiativen sind für Gefängnisse in Italien und weltweit geplant.
Große Kunstprojekte im Gefängnis
Das katholische Großereignis will bis in dunkle Ecken der Gesellschaft strahlen: Durch das Projekt „Zeitgenössische Kunst im Gefängnis: Die Herausforderung der Hoffnung“ sollten auch Menschen an einem der trostlosesten Orte Ermutigung und Zuversicht erfahren, sagte der Kurator des Projekts, Davide Rampello, am Dienstag im Vatikan.
Den Anfang macht das römische Gefängnis Rebibbia mit einer von Inhaftierten und der Künstlerin Marinella Senatore geschaffenen Lichtinstallation zum Heiligen Jahr, das unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ steht. Weitere Haftanstalten auf der ganzen Welt sollen mit eigenen Werken folgen, als nächste das Regina-Coelis-Gefängnis in Rom. Die Initiative schließt an die Biennale in Venedig an, wo der Vatikan mit einer Kunstinstallation im Frauengefängnis für Aufsehen sorgte.
Das etwa sechs mal drei Meter große Kunstwerk „Io contengo multiplitudini“ von Marinella Senatore ist mit Gedanken und Wünschen inhaftierter Männer und Frauen zum Heiligen Jahr und dem Thema Hoffnung beschriftet. Es wurde am 21. Dezember vor dem Gefängnis installiert, wo es bis Mitte Februar bleibt.
Der Präfekt des Dikasteriums für Kultur und Bildung, Kardinal Jose Tolentino de Mendonça betonte, Kunst könne helfen, existenzielle Fragen zum Ausdruck zu bringen. Deshalb seien im Rahmen des Heilig-Jahr-Projekts international renommierte Kunstschaffende beauftragt, in Gefängnissen gemeinsam mit den Insassen solche Installationen zu schaffen, die dann im öffentlichen Raum gezeigt werden. Ziel sei auch die Resozialisierung der Gefangenen, um sie auf die Rückkehr in die Gesellschaft vorzubereiten. Ebenso wichtig sei die „kulturelle und spirituelle Umkehr der Herzen“, so der Kardinal.
Giovanni Russo, Chef der Strafvollzugsverwaltung im italienischen Justizministerium, erklärte, seine Abteilung habe „mit Begeisterung und großem organisatorischem Aufwand auf den Wunsch des Heiligen Vaters reagiert, auch in unseren Gefängnissen die Türen der Hoffnung weit zu öffnen“. Der Besuch des Papstes im Rebibbia sei ein Moment der Gemeinschaft und des Gebets für Insassen und Personal der Haftanstalt.