Hilfsorganisationen fordern Waffenstillstand in Sudan
Oslo ‐ Der Krieg in Sudan hat Spuren hinterlassen. Um zu überleben, essen Menschen Insekten und Blätter. Hilfsorganisationen fordern eindringlich zum Handeln auf, um noch schlimmeres Leid zu verhindern.
Aktualisiert: 04.09.2024
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Der Sudan erlebt nach Einschätzung mehrerer Hilfsorganisationen eine „Hungerkrise von historischem Ausmaß“. Bislang sei jede Gelegenheit verpasst worden, das Schlimmste abzuwenden, kritisierten der Norwegische sowie der Dänische Flüchtlingsrat und die Organisation Mercy Corps in einem am Dienstag veröffentlichten Schreiben.
In Sudan brach im April 2023 ein Bürgerkrieg aus. Den Angaben zufolge leidet mehr als jeder zweite Sudanese an akuter Nahrungsmittelknappheit. Zahlreiche Familien müssten notgedrungen Blätter und Insekten essen. Die Organisationen bemängeln außerdem, dass ein humanitärer Hilfsplan nur zu 41 Prozent finanziert sei. Ein Großteil der Mittel komme voraussichtlich zu spät, um Todesfälle durch Hunger zu verhindern.
Betont wird überdies, dass die Konfliktparteien die Versorgung mit Nahrung massiv gestört hätten. Massenvertreibungen und die Zerstörung von Existenzgrundlagen seien die Folge. Auch werde die Bereitstellung von Hilfe für Millionen Menschen rechtswidrig behindert.
Die Organisationen fordern einen sofortigen Waffenstillstand, die Achtung von internationalem Recht sowie Zugang zur notleidenden Bevölkerung. Zivilisten müssten – wie die zentrale Infrastruktur – vor Angriffen geschützt werden.
Darüber hinaus benötige die Bevölkerung finanzielle Unterstützung sowie Zugang zu Bargeld, um Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Lokale Gemeinschaften seien ebenfalls auf Hilfe angewiesen. Allen Widrigkeiten zum Trotz hätten sich Menschen in Gruppen zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu unterstützen und Märkte wiederzubeleben. Um Landwirtschaft zu betreiben, sei neben einer verbesserten allgemeinen Sicherheitslage die Entfernung explosiver Munitionsrückstände notwendig.
In Sudan liefern sich seit mehr als einem Jahr die sudanesische Armee und die paramilitärischen „Rapid Support Forces“ einen blutigen Machtkampf, dem bereits zehntausende Menschen, vorwiegend Zivilisten, zum Opfer gefallen sind. Millionen befinden sich auf der Flucht. Mohamed Hamdan Daglo, Chef der Paramilitärs, war zuvor Stellvertreter von Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan. Dieser hatte wiederum im Oktober 2021 gegen Langzeitdiktator Omar al-Bashir geputscht. Nichtstaatliche Organisationen werfen beiden Kriegsparteien schwere Menschenrechtsverletzungen vor.
In Genf in der Schweiz hatten ab Mitte August erneut Gespräche über einen Waffenstillstand stattgefunden. Als kleiner Erfolg gilt die Wiedereröffnung des Adre-Grenzübergangs, um Hilfsgüter ins Land zu transportieren. Der Krieg dauert jedoch an.
KNA /dr