Karte des Sudan / Sudan Map
Unterstützung verstärkt

Misereor besorgt über humanitäre Krise im Sudan

Aachen ‐ Seit rund einem Jahr wird im Sudan gekämpft, Millionen Menschen sind auf der Flucht. Inzwischen geraten auch immer mehr Nachbarländer unter Druck, die Lage ist dramatisch.

Erstellt: 20.04.2024
Aktualisiert: 19.04.2024
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Seit einem Jahr hält der Krieg im Sudan die Region in einem Würgegriff der Gewalt gefangen. Eine alarmierende Entwicklung, die auch auf die umliegenden Länder in Ostafrika Auswirkungen hat, so das Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor. Insbesondere der Südsudan kämpft selbst bereits seit Jahren mit langanhaltenden Hungerkrisen und sozialen Konflikten. Die Versorgung von über acht Millionen Menschen, die vor den Kämpfen im Sudan in Nachbarländer oder andere Regionen geflohen sind oder vertrieben wurden, belastet die Nachbarländer zusätzlich.

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In Reaktion darauf kündigte Misereor weitere finanzielle Mittel für Partnerorganisationen im Südsudan an, um innovative Ansätze zur Bewältigung der Krise zu fördern. Ein Beispiel dafür ist das „Comboni College of Science and Technology“, eine Berufsschule mit regulärem Sitz in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Sie musste aufgrund der Kriegssituation ihr akademisches Jahr unterbrechen. Durch ein neues digitales Kursprogramm ist es nun auch in Nachbarländer oder -regionen geflüchteten Studierenden möglich, online am Unterricht teilnehmen. Einige Prüfungen können in einer Comboni-Schule in Port Sudan, der zweitgrößten Stadt des Landes, abgelegt werden. Besonders bemerkenswert ist die Wiederaufnahme des Bachelorstudiengangs Krankenpflege, der vielen jungen Menschen eine Perspektive fernab der kämpfenden Armeen bietet.

Die Unterbrechung der akademischen Aktivitäten habe viele junge Menschen dazu gezwungen, sich einer der kämpfenden Armeen anzuschließen, da es keine Alternative für ihre Zukunft gebe, berichtet Pater Jorge Naranjo, Direktor des Comboni College und Misereor-Projektpartner. Die Fortsetzung des Studiums eröffne ihnen einen Hoffnungsschimmer und eine konstruktive Alternative zum Aufbau einer friedlicheren Zukunft für das Land.

Im Südsudan mangelt es an der Grundversorgung

Trotz vielfältiger Bemühungen lokaler Organisationen und der internationalen Gemeinschaft leidet die Zivilbevölkerung weiterhin unter Gewalt und mangelnder humanitärer Unterstützung. Insbesondere im Südsudan führen die fehlenden Waren aus dem Sudan zu starken Preissteigerungen und einer Hyper-Inflation, die die ohnehin angespannte Situation verschärft. Schätzungen der UN zufolge sind bereits über neun Millionen Menschen von Hunger bedroht.

Projektpartner von Misereor, insbesondere in den nördlichen Landesteilen des Südsudan, helfen den Menschen bei der Ankunft in sogenannten Transitcamps. Sie versorgen sie mit Nahrungsmitteln, bis eine Weiterreise möglich ist. Diejenigen, die in der Region bleiben, erhalten zudem eine kleine Unterstützung in Form von landwirtschaftlichen Geräten und Saatgut, um wieder aus eigener Kraft das Leben bestreiten zu können. Auf diese Weise ergänzen die Hilfen des Hilfswerks die Maßnahmen der UN.

Ordenshaus in Khartum (Sudan) nach einem Bombenanschlag
Bild: © Instituto FMA

Auch kirchliche Einrichtungen bleiben nicht verschont: Ordenshaus in Khartum (Sudan) nach einem Bombenanschlag

Katharina Götte, Misereor-Länderreferentin für die Region, war erst kürzlich im Südsudan unterwegs. Sie macht auf die zunehmend prekäre Situation der Menschen im Sudan und im Südsudan aufmerksam, die sich zunehmend verschlechtert. „Viele unserer Partner machen sich Sorgen, dass dies auch im Südsudan die Hungerkrise verschärft und zu neuen Konflikten führ“, so Götte. „Sie wissen nicht, wie sie der großen Not, innerhalb wie außerhalb der Camps begegnen sollen.“

Seit April 2023 liefern sich im Sudan die Armee von Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo einen blutigen Machtkampf, der sich von der Hauptstadt Khartoum über große Teile des Landes ausgebreitet hat. Ende Oktober aufgenommene Friedensgespräche führten bislang zu keiner Verbesserung der Lage.

weltkirche.de

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