Studie: Plastik ist viel weiter über Ozeane verteilt als gedacht
Leipzig ‐ Kleine Reste vom Joghurtbecher oder von der Shampooflasche: Diese finden sich laut einer Studie auch in entlegenen Ozeanen. Ein Ergebnis, das die Forscher besorgt.
Aktualisiert: 21.03.2024
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Plastik im Meer: Große Ansammlungen finden sich laut aktueller Forschung auch weit abseits sogenannter Müllstrudel. Plastik und Mikroplastik sind damit viel weiter über Ozeane verteilt als bisher vermutet, wie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) am Dienstag in Leipzig mitteilte. Demnach wurden in einem entlegenen Meeresschutzgebiet im Pazifischen Ozean nun ebenso große Mengen Mikroplastik nachgewiesen wie in einem der größten bekannten Müllstrudel im Pazifik zwischen Hawaii und Kalifornien.
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„Es gab keine Probe, in der wir nichts gefunden haben. Man kann also nicht davon ausgehen, dass Plastik vor allem in den bekannten Ansammlungsgebieten zu Problemen führt – das Plastikproblem ist deutlich größer und betrifft tatsächlich das gesamte Ökosystem Ozean“, sagte UFZ-Umweltchemikerin Annika Jahnke. Sie koordinierte das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).
Plastik im Meer sein ein ernstes Problem. Jedes Jahr gelangten über Flüsse, Wind und aus Quellen wie Schifffahrt oder Fischerei Millionen Tonnen Plastik ins Meer und verbleibe dort. Die Folgen für das Ökosystem Ozean sei bislang kaum abzuschätzen, so Jahnke.
Verhandlungen für globales Abkommen laufen
Gelangt Plastik ins Meer, verwittert es und zerfällt in kleine Bruchstücke. Wenn Meerestiere diese Plastikpartikel aufnehmen, kann das ihre Gesundheit massiv beeinträchtigen. Große Plastikansammlungen können daher das biologische Gleichgewicht der Meeresökosysteme stören, berichten die Forscher. Im Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) soll in diesem Jahr ein globales Plastikabkommen verabschiedet werden, um die Verschmutzung der Meere durch Plastik zu stoppen.
Für die Untersuchungen wurden Stationen mit vorhergesagten hohen und auch niedrigen Plastikvorkommen ausgewählt. Auf einer fünfwöchigen Expedition mit dem Forschungsschiff Sonne im Jahr 2019 hatten die Forschenden im Nordpazifik zwischen Vancouver (Kanada) und Singapur Proben des Oberflächenwassers genommen. Dafür wurden laut Mitteilung auch bislang kaum erforschte Zonen im offenen Ozean untersucht, wie etwa ein Meeresschutzgebiet nordwestlich von Hawaii, das Papahanaumokuakea Marine National Monument.
Bei ihrer Arbeit konnten die Forscher auch noch mit einem Mythos über den sogenannten Großen Pazifischen Müllstrudel aufräumen. Dabei handele es sich aber keinesfalls um einen Müllteppich mit Plastikteilen dicht an dicht, so Melanie Bergmann, die am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (Alfred-Wegener-Institut) zum Themenbereich Müll im Meer forscht. „Das ist wichtig, um zu begreifen, dass Plastikbeseitigungssysteme riesige Meeresgebiete abfahren müssten, um nennenswerte Mengen von Plastik einzusammeln, auch weil die meisten Teile eher kleine Fragmente sind, die Netzen entkommen oder sich nur mit erheblichen tierischem ‚Beifang‘ einsammeln ließen“ . Die Reduzierung von Einträgen, also der Plastikmüllmenge, sei also unverzichtbar.
KNA/dr