Experte: Europa muss humanitäre Hilfe besser koordinieren
Brüssel/Berlin ‐ Die europäischen Staaten kommen für 43 Prozent aller Nothilfe-Leistungen weltweit auf – aber viel an Wirkung geht verloren, weil Politik und Maßnahmen nicht abgestimmt sind. Nach Ansicht des Direktors des Centre for Humanitarian Action lässt sich das ändern.
Aktualisiert: 21.03.2024
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Im Zusammenhang mit einer großen Konferenz für Nothilfe in Brüssel hat der Berliner Think Tank Centre for Humanitarian Action eine bessere Zusammenarbeit europäischer Akteure angemahnt. Europa sei in der Summe der Leistungen der größte humanitäre Geber der Welt, koordiniere die Hilfe aber nicht wirksam, erklärte der Direktor des Zentrums, Ralf Südhoff. Dadurch gingen viel zu viele Ressourcen verloren. Zudem werde der vorhandene Einfluss nicht genutzt, um dringend notwendige Reformen voranzutreiben.
Als Beispiel nannte Südhoff einen fehlenden Austausch europäischer Regierungen darüber, für welche Krisen sie welche Hilfsmittel bereitstellen wollten. Solche Entscheidungen würden oft unabgestimmt und nach nationalen Interessen getroffen. Eine koordinierte, auf gegenseitige Ergänzung zielende Geberpolitik könnte dagegen verhängnisvolle Unterfinanzierungen und sogenannte vergessene Krisen verhindern.
Selbst mit den vorhandenen Budgets könnte so viel mehr Menschen in größter Not geholfen werden, sagte Südhoff. Auch das Ziel einer wirksameren und effizienteren, weil von lokalen Organisationen geleisteten humanitären Hilfe werde durch mangelnde Koordination unnötig ausgebremst.
Wenig strategiefähig
Nach einem kürzlich veröffentlichten Arbeitspapier des Centre for Humanitarian Action (CHA) sind neun der weltweit zwölf größten humanitären Geber in Europa beheimatet. Insgesamt kommen europäische Regierungen für 43 Prozent aller globalen Hilfsfinanzierung auf, deutlich mehr als die 36,5 Prozent der USA. Zugleich sieht die Analyse Europa als außenpolitisch bedingt koordiniert und wenig strategiefähig. Eine langfristige strategische Koordination sei aber auch vor dem Hintergrund wichtig, dass sich die USA schon jetzt und möglicherweise unter einer künftigen Regierung noch mehr aus Hilfsprojekten herauszögen.
In dem Papier „Influencer Europa“ schlägt das CHA Möglichkeiten für eine besser koordinierte Nothilfe vor. Unter anderem sollten sich die EU-Kommission und Deutschland als die beiden größten Geber enger abstimmen und gemeinsam mit anderen Akteuren den Reformbedarf klären. Weiter sollten informelle Austauschplattformen aufgrund ihrer Schnelligkeit und Kompetenz mehr Gewicht erhalten und bestehende Koordinationsformate neue relevante Partner hinzuholen. Zudem empfehlen die Experten einen transparenteren und vertraulichen Austausch im Vorfeld von Finanzierungsentscheidungen für humanitäre Hilfe.
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Das European Humanitarian Forum hat in seiner dritten Ausgabe am Montag und Dienstag in Brüssel getagt. Weltweit sind in diesem Jahr schätzungsweise 300 Millionen Menschen auf Unterstützung und Schutz angewiesen. Zugleich beklagen Hilfsorganisationen große Finanzierungslücken.
Das Centre for Humanitarian Action ist ein Think Tank, der sich insbesondere mit humanitärer Hilfe befasst. Es geht zurück auf eine Initiative von Caritas, Diakonie Katastrophenhilfe, Ärzte ohne Grenzen und dem Roten Kreuz.
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Das CHA-Dokument Influencer Europa: Wie europäische Geber durch strategischere Koordination überfällige humanitäre Reformen voranbringen könnten kann als PDF-Datei heruntergeladen werden:
KNA/dr