„Selten Gesundheitsgefahr“

Mediziner: Tote von Naturkatastrophen nicht vorschnell beerdigen

Genf ‐ Die Toten von Naturkatastrophen wie in Libyen und Marokko sollten nach Empfehlung internationaler Experten nicht übereilt beerdigt werden.

Erstellt: 17.09.2023
Aktualisiert: 15.09.2023
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Als Gründe nannten die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Rote Kreuz sowie der Rote Halbmond in einer gemeinsamen Mitteilung am Freitag in Genf, es sei wichtig, dass Überlebende und Hinterbliebene Abschied von den Verstorbenen nehmen könnten. Leichen von Menschen, die durch Naturkatastrophen oder bewaffnete Konflikte gestorben seien, stellten fast nie eine Gesundheitsgefahr dar.

„Der Glaube, dass tote Körper Epidemien auslösen, ist nicht bewiesen“, sagte der Chef-Forensiker des Roten Kreuzes, Pierre Guyomarch. „Wir sehen zu viele Fälle, in denen Medienberichte und sogar einige Mediziner dieses Problem falsch einschätzen.“ Anders sei dies bei Toten durch Infektionskrankheiten wie Ebola, Marburg oder Cholera. Keinesfalls sollten Leichen allerdings in Kontakt mit Trinkwasserquellen kommen, weil es dadurch zu Verunreinigungen kommen könnte.

Die Organisationen warnten vor schnellen Massenbegräbnissen oder Einäscherungen, auch wenn der Anblick der Leichen vielleicht erschütternd sei. Für die Hinterbliebenen und auch aus rechtlichen Gründen ist es demnach wichtig, die Toten zu identifizieren und in auffindbaren Einzelgräbern zu bestatten. Die Angehörigen müssten informiert sein und bräuchten die Möglichkeit, gemäß eigener kultureller, religiöser und familiärer Riten zu trauern und zu beerdigen. Andernfalls drohten psychische Langzeitfolgen für die Angehörigen und entsprechende Probleme in der ganzen überlebenden Bevölkerung.

Herausgegeben wurde die Empfehlung, die hier heruntergeladen werden kann, von der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz sowie der WHO. Die drei Organisationen stellen nach eigenen Angaben den lokalen Behörden in Libyen und Marokko Fachwissen sowie Hilfsgüter wie beispielsweise Leichensäcke zur Verfügung.

KNA