Warnschild warnt vor Minen
Viele Menschen mit Behinderung verbleiben im Kriegsgebiet

Helfer warnen vor Minen und Blindgängern in der Ukraine

München  ‐ Menschen trauen sich nicht aus ihren Häusern, Felder können nicht bestellt werden: Das sind Folgen des Krieges in der Ukraine, sagen Helfer. Und erklären, warum sie immer wieder in abgelegenen Regionen unterwegs sind.

Erstellt: 23.02.2024
Aktualisiert: 20.02.2024
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Knapp zwei Jahre nach Beginn der neuen Phase des russischen Krieges in der Ukraine sind in manchen Gebieten so viele Blindgänger und Minen, dass der Bewegungsradius der Menschen nach Angaben von Helfern stark eingeschränkt ist. „Einige Gebiete rund um Charkiw und Dnipro im Osten sowie Mykolajiw und Cherson im Süden der Ukraine sind durch Bombardierungen und Verseuchung mit Minen und Blindgängern vom Rest des Landes abgeschnitten“, erklärte die Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International (HI) Deutschland, Eva Maria Fischer, am Dienstag in München.

„Viele Menschen trauen sich bisweilen gar nicht, die prekären Unterkünfte zu verlassen. Unzählige Felder können nicht bestellt werden.“ Die Hilfsorganisation kläre die Bevölkerung über die explosiven Kriegsreste auf, hieß es. In Schulen und Gemeinden zeigten sie, wie sich Menschen vor Gefahren schützen könnten.

Es werde Jahrzehnte dauern, bis die Kriegsreste beseitigt seien, so Viktoria Vdovichuk, Leiterin des Gefahren-Aufklärungsteams von HI in der Region Charkiw. Es sei wichtig, in abgelegene Orte zu fahren, um die Menschen dort zu informieren: „Das sind Gebiete, in die niemand gehen will, weil sie zu schwer zu erreichen sind.“ Allerdings könnten manche Veranstaltungen nur über das Internet abgehalten werden, weil es zu gefährlich sei, in bestimmte Orte zu fahren.

Gefährdete Menschen besonders betroffen

Derzeit leisten den Angaben zufolge HI-Teams in neun ukrainischen Krankenhäusern Reha-Maßnahmen und psychosoziale Unterstützung, die meisten davon in der Nähe der Frontlinie in den Regionen Charkiw und Dnipro. Dort gebe es viele Kriegsverletzte.

Zwar seien in Gebieten nahe der Front die meisten Einwohner weggebracht worden oder vor den Kämpfen geflohen. Trotz der Bombardierungen seien jedoch vor allem Ältere, darunter auch ein hoher Anteil von Menschen mit Behinderung, geblieben.

„Die am stärksten gefährdeten Menschen bleiben unverhältnismäßig oft in den vom Konflikt besonders betroffenen Gebieten, weil sie diese entweder nicht verlassen wollen oder können. Isolation, ständiger Beschuss und der Mangel an medizinischer Grundversorgung wirken sich auch auf die psychische Gesundheit aus und werden die Menschen noch jahrelang belasten“, erklärte Inez Kipfer-Didavi, Geschäftsführerin von Handicap International Deutschland.

KNA

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