„Weltordnung scheint einer ernsthaften Veränderung zu bedürfen”

Bischof von Adigrat (Äthiopien) befürchtet Nachlassen der Aufmerksamkeit für Tigray

Adigrat ‐ Im November 2022 wurde der blutige Tigray-Konflikt in Äthiopien formal mit einem Friedensabkommen beendet. Doch die Situation in der Grenzregion zu Eritrea bleibt prekär.

Erstellt: 23.10.2023
Aktualisiert: 23.10.2023
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Nach Jahren des Krieges ist der gewaltsam ausgetragene Konflikt um die nordäthiopische Region Tigray formal beendet. Doch trotz des Friedensabkommens, das im November 2022 in Pretoria, Südafrika unterzeichnet wurde, bleibt die Lage angespannt. „Unsere Weltordnung scheint einer ernsthaften Veränderung zu bedürfen, sonst werden die Folgen immer mehr die schwächsten Menschen treffen, die die ersten Verlierer sein werden“, erklärte nun der Bischof der katholischen Eparchie von Adigrat, Tesfaselassie Medhin, gegenüber der Agentur Fides. Jetzt, wo das Rampenlicht vor allem auf die Krise im Nahen Osten gerichtet sei, wolle er nicht, dass Tigray in Vergessenheit gerate.

Nach Angaben des Oberhirten sind anhaltende Blockaden der Zugänge für humanitären Hilfe, die Besetzung von Tigray durch ausländische Kräfte, die alle Arten von Gewalt verursache, sowie Vertreibung, Stagnation der politischen Lösungen und die Auswirkungen der zunehmenden Dürre, die durch den Klimawandel verursacht werde, und nicht zulezt der schlechte Zugang zu Ressourcen wie Wasser und Bewässerungssysteme nur einige der prekären Situationen in der Region.

„Unsere Bevölkerung führt in Tigray ein äußerst schwieriges Leben. Weit mehr als eine Million Menschen (ältere Menschen, Frauen, Kinder) leben seit Beginn des Krieges im Jahr 2020 unter katastrophalen Bedingungen in Zelten und behelfsmäßigen Schulgebäuden“, beklagt Bischof Medhin gegenüber Fides. „Über eine Million Menschen sind gestorben. Allein in den letzten zwei Wochen trauern alle Familien um den Verlust von Familienmitgliedern, die als Krankenschwestern, Studenten, Lehrer, Ärzte, Ingenieure ihr Zuhause verlassen haben, um zu arbeiten und Leben zu retten“.

Ausgabe von Hilfsgütern in Tigray (Äthiopien)
Bild: © JRS Ethiopia

Ausgabe von Hilfsgütern in Tigray (Äthiopien)

Der Konflikt habe verheerende Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Infrastruktur, einschließlich der Bewässerungssysteme, der landwirtschaftlichen Betriebe und des Viehbestands. „Dies hat die ohnehin prekären landwirtschaftlichen Praktiken gestört, was zu einem Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion geführt und die Ernährungsunsicherheit und Unterernährung weiter verschärft hat“, betont der Bischof von Adigrat. „Hunderttausende von Menschen waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und ihre Höfe aufzugeben, so dass das Land aufgrund der Dürre noch unbewirtschaftet blieb. Viele Bauern wurden von ihrem Land vertrieben, so dass sie ihre landwirtschaftliche Tätigkeit nicht fortsetzen können.

Wasserinfrastrukturen wie Brunnen, Reservoirs und Bewässerungssysteme wurden während des Konflikts beschädigt oder zerstört, wodurch die Wasserversorgung für die Landwirtschaft und den menschlichen Konsum unterbrochen wurde. „Die Zerstörung der Wälder und der Vegetation verschlimmert die Dürresituation, da die Wasserrückhaltung und die Grundwasserneubildung verringert werden. Unser diözesanes Koordinationsbüro versucht zusammen mit seinen internationalen Partnern, die Wassersysteme und -quellen zu reparieren und das Wasser mit Fahrzeugen zu verteilen“, berichtet Fides.

Insbesondere fordert Bischof Tesfaselassie Medhin die vollständige Umsetzung des Friedensabkommens von Pretoria, insbesondere mit Blick auf den Abzug der Truppen aus Tigray und die Rückkehr der mehr als eine Million Binnenvertriebenen.

Im sogenannten Tigray-Konflikt standen sich die Truppen des äthiopischen Militärs sowie die selbsternannte Unabhängigkeitsmiliz TPLF gegenüber.

weltkirche.de mit Information von Fides

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