Misereor fordert kontinuierliche Anstrengungen gegen den Hunger

„Das derzeitige System lässt Menschen hungern“

Aachen/Bonn ‐ Weltweit leidet fast jeder zehnte Mensch unter Hunger. Misereor-Hauptgeschäftsführer Spiegel sieht darin eine menschengemachte Katastrophe.

Erstellt: 13.07.2023
Aktualisiert: 13.07.2023
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Der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor, Pirmin Spiegel, fordert kontinuierliche Anstrengungen und ausreichend Geld gegen den weltweiten Hunger. „Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit darf in ihren Bemühungen im Kampf gegen den globalen Hunger nicht nachlassen. Es ist keine Zeit für Kürzungen, sondern Zeit für eine überzeugte Politik an der Seite der Armen und mit ihnen“, erklärte Spiegel am Mittwoch in Aachen. Anlass war der Welternährungsbericht der Vereinten Nationen, der am selben Tag in Rom veröffentlicht worden war.

Die Krise sei kein Schicksal, sondern vielmehr eine menschengemachte Katastrophe, so Spiegel. „Nicht nur in Deutschland haben einzelne Firmen deutlich von den Preiserhöhungen profitiert. Während beispielsweise Rekordpreise für Düngemittel die Ernteaussichten gefährdeten, vergrößerten die neun größten Düngemittelhersteller ihre Gewinne um 75 Prozent“, erklärte er. Es sei an der Zeit, dass die Weltgemeinschaft derartige systemische Probleme angehe. „Das derzeitige System lässt Menschen hungern, weil in ihm die Macht- und Gewinninteressen Weniger vor dem Menschenrecht auf Nahrung Aller stehen.“

Nahrungsmittel zunehmend teurer

Dem Welternährungsbericht zufolge stieg seit der Corona-Pandemie die Zahl der Hungernden weltweit stark: Im vergangenen Jahr litten rund ein Fünftel mehr Menschen an Hunger. Im Mittel hungerten 735 Millionen Menschen. Das sind 122 Millionen mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Zudem hatten 2,4 Milliarden Menschen im vergangenen Jahr keinen gesicherten, andauernden Zugang zu Essen. Das entspricht 29,6 Prozent der Weltbevölkerung. Sollte die Entwicklung anhalten, ist das Ziel, den weltweiten Hunger bis 2030 zu beenden, laut Bericht nicht mehr erreichbar. Grund für den Anstieg seien die Pandemie, wiederholte Extremwetter und Konflikte wie der Ukraine-Krieg.

„Die Zahlen reflektieren die Berichte unserer Projektpartner, dass steigende Preise andere Krisen verschärft haben“, betonte Spiegel. „Beispielsweise verdoppelte sich der Preis von Brot im Libanon und in Syrien, und es wurde für unsere Partnerorganisationen zunehmend schwerer, bezahlbare Nahrungshilfen zu beschaffen.“

Misereor selbst, das 1958 als „Werk gegen Hunger und Krankheit in der Welt“ gegründet wurde, unterstützt derzeit rund 850 Projekte, die zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und -souveränität weltweit beitragen. Dabei wird nach Angaben der Organisation vor allem auf die Stärkung kleinbäuerlicher Landwirtschaft und lokaler Ernährungssysteme gesetzt, um Hunger langfristig zu bekämpfen. Im Fall von Katastrophen wird zudem Nothilfe geleistet, um die grundlegende Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen.

dr/KNA/Misereor

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