Weltkirchenrat strebt weiter Kirchen-Dialog zum Ukrainekrieg an
Köln ‐ Politik und Kirchen in Russland und der Ukraine werfen sich gegenseitig vor, im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die jeweils andere Seite zu unterstützen. Der Ökumenische Rat der Kirchen hofft dennoch weiter darauf, einen Dialogprozess anstoßen zu können.
Aktualisiert: 17.05.2023
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Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) bemüht sich weiter darum, die orthodoxen Kirchen in Russland und der Ukraine an einem „Runden Tisch“ zusammenzubringen. „Das ist sicher kein leichtes Unterfangen, aber wir müssen es probieren“, sagte der ÖRK-Vorsitzende und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am Dienstag katholischen Kölner Portal domradio.de. „Wir wollten die Frage stellen, ob wir in dieser schlimmen Lage als Kirchen nicht einen Unterschied machen müssen und wenigstens als Kirchen miteinander reden und versuchen sollten, Schneisen der Verständigung zu schlagen“, fügte er hinzu.
Bedford-Strohm hatte in der vergangenen Woche mit einer ÖRK-Delegation die Ukraine besucht und dort Gespräche mit den beiden zerstrittenen orthodoxen Kirchen - der ehemals zum Moskauer Patriarchat gehörenden Ukrainischen Orthodoxen Kirche und der 2018 gegründeten eigenständigen Orthodoxen Kirche der Ukraine - geführt. Er habe dabei „eine große Offenheit mit nach Hause nehmen können, dafür, dass man diese Gespräche führt“. Der ÖRK hoffe, in der ersten Oktoberwoche ein solches Gespräch „unter Einschluss der russisch-orthodoxen Kirche“ führen zu können. Der ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay wolle „am Mittwoch nach Moskau aufbrechen und dort auch mit Patriarch Kyrill reden“.
Der Weltkirchenrat ist nach Angaben Bedford-Strohms „im Hintergrund schon die ganze Zeit im Gespräch mit der russisch-orthodoxen Kirche“, die Mitgliedskirche des ÖRK ist. „Wir sind da am Ball, ohne zu wissen, ob wir damit Erfolg haben werden“, meinte der Bischof.
„Militärlogik kann nicht die einzige Logik sein“
Mit Blick auf das jüngste Treffen von Papst Franziskus mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zeigte Bedford-Strohm Verständnis dafür, dass Selenskyj den vom Papst vorgeschlagenen Friedensdialog mit Moskau abgelehnt habe. „Trotzdem sage ich, die Militärlogik kann nicht die einzige Logik sein“, betonte der Landesbischof. „Es ist richtig, dass man sich verteidigen muss und ich unterstütze das auch. Aber es kann nicht das Einzige sein, sondern wir müssen auch für die Zeit nach dem Krieg Gesprächskanäle offenhalten.“
Dies müsse aber „auf einer klaren Basis passieren“, so Bedford-Strohm weiter. Die Kirchen seien „keine neutralen Vermittler in dem inhaltlichen Sinne“. Die Vollversammlung des ÖRK im vergangenen Sommer in Karlsruhe habe zum Krieg in der Ukraine „eine klare Erklärung abgegeben“. Er habe die russische Invasion als illegalen, unmoralischen Krieg verurteilt und den Gebrauch religiöser Sprache zur Rechtfertigung dieses Krieges verurteilt. „Von dieser Basis her reden wir nicht von irgendeiner Neutralität, die den Aggressor und den Angegriffenen auf eine Stufe stellt.“
KNA