Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“ veröffentlicht Studie
Studie ‐ In dem Dokument Wie sozial-ökologische Transformation gelingen kann wird eine Reihe von Stellschrauben benannt, durch die ein Wandel möglich ist - in Politik, Gesellschaft, aber auch der Kirche selbst.
Aktualisiert: 16.03.2023
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In seiner Enzyklika Laudato si’ (2015) hat Papst Franziskus zu einer sozial-ökologischen Transformation aufgerufen. Eindringlich mahnt er darin „alle Menschen guten Willens“, die Klimakrise und die weltweite Armutskrise zu bekämpfen. Der Frage, welche Hemmnisse dieser Transformation aktuell im Wege stehen, ist die Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“ der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz in einer heute (16. Juni 2021) vorgestellten Studie nachgegangen. Die Sachverständigengruppe nennt in der Studie mit dem Titel „Wie sozial-ökologische Transformation gelingen kann“ zugleich „Stellschrauben“, die zentral sind, um die Transformation zügig und effektiv umzusetzen.
Prof. DDr. Johannes Wallacher (Hochschule für Philosophie, München, Vorsitzender der Sachverständigengruppe) erläuterte in einem Pressegespräch die Barrieren, die den notwendigen ökologischen und sozialen Wandel behindern. So stellen die Experten eine grundlegende Schwäche der Institutionen und der Ordnungspolitik fest. Dieses „Markt- und Staatsversagen“ habe zur Folge, dass die wahren Kosten der fortwährenden Umwelt- und Klimabelastung von unbeteiligten Dritten – beispielsweise zukünftigen Generationen oder den schwächsten Gliedern in der Produktionskette – getragen werden müssten. Darüber hinaus werde die Transformation durch ungelöste Verteilungskonflikte, ungleiche Machtverhältnisse sowie mangelnden Mut zu politischer Gestaltung und Kommunikation behindert. Problematisch sei zudem, so Prof. Wallacher, dass weithin die kulturelle Dimension des Wandels – zum Beispiel falsche Leitbilder bzw. eine attraktive Zielperspektive – vernachlässigt werde. Innovative Technologien seien wichtig für die Wende, allein aber nicht ausreichend. Vielmehr müssten sie mit einer Kultur des rechten Maßes (Suffizienz) verbunden werden.
Von zentraler Bedeutung ist es laut der Studie, einen Ordnungsrahmen zu schaffen, der Innovationen und das Gemeinwohl fördere. So empfehlen die Sachverständigen multilaterale Vereinbarungen über weltweite CO2-Mindestpreise. Von den Regierungen, Unternehmen und Finanzinstitutionen wohlhabender Länder fordern sie „weit höhere Technologie- und Finanzhilfen, um nachhaltige Technologien auch in ärmeren Ländern flächendeckend zu etablieren“. Zumutungen und Handlungschancen des Wandels müssten fair verteilt, Machtfragen klar benannt werden, forderte Prof. Wallacher. Bei Interessenskonflikten seien Verbote zwar nicht das erste Mittel der Wahl. „Im Konfliktfall sind Sonderinteressen jedoch dem Gemeinwohl unterzuordnen, denn die Lebensgrundlagen aller jetzigen und zukünftigen Menschen stehen auf dem Spiel“. Für die Akzeptanz und den gesellschaftlichen Prozess der Transformation seien zudem Transparenz und gesellschaftliche Teilhabe grundlegend.
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Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), betonte anlässlich der Vorstellung der Studie, spätestens seit der Enzyklika Laudato si’ müsse „klar sein, dass Umweltverschmutzung Sünde ist. Jeder Christ muss ein Klimaschützer sein“. Die Studie stelle fest, dass die katholische Kirche mit ihrer globalen Organisationsstruktur und ihren spirituellen wie materiellen Ressourcen einen erheblichen Beitrag zur Transformation leisten könne. Dieses Potenzial, so Erzbischof Schick, müsse sie ausschöpfen. Dazu sei es erforderlich, auch in den eigenen Einrichtungen glaubwürdig zu sein. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die in den vergangenen Jahren stark erweiterten ökologischen Bemühungen in den Bistümern.
Die Studie wird von einem Theorie-Praxis-Dialog begleitet, der von der Deutschen Kommission Justitia et Pax moderiert wird. In einer Reihe von Veranstaltungen werden die Studienergebnisse in der nächsten Zeit diskutiert. Für den Dialog steht an der Hochschule für Philosophie München zusätzlich die digitale Plattform digi-log.org zur Verfügung.
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Studie jetzt auch auf Englisch verfügbar
How socio-ecological transformation can succeed. An interdisciplinary study within the framework of the dialogue project on the contribution of the Catholic Church to a socio-ecological transformation in the light of Laudato si'
© DBK