Davon überrascht wurden nicht nur die Peruaner, sondern auch Touristen und Freiwillige. Bis 3. April hat das Rückholprogramm des Auswärtigen Amtes 2.400 Deutsche aus Peru ausgeflogen. Bis heute in Cusco verbleiben dagegen die jungen Touristen, die ihre Quarantäne in einem Backpacker-Hostel in der Andenstadt Cusco aussitzen müssen. Da in dem Hostel zwei Corona-Infizierte registriert wurden, haben die Behörden ihre Quarantäne nicht gelockert. Das ist unangenehm und beängstigend für die meist jugendlichen Touristen. Ihre dramatischen WhatsApp-Botschaften gingen um die Welt.
„Die Regionalregierung von Cusco hat zu spät darauf reagiert, dass so viele Touristen in Hostels ihre Ausgangssperre absitzen müssen“, erklärt Tourismusexperte Boris Santos. „70 Prozent der Touristen, die nach Peru kommen, sind unter 40 Jahre“, so der Experte. „Und viele reisen möglichst billig oder per ‚work and travel‘. So helfen sie etwa in Hotels aus und kommen dafür gratis unter.“
Cusco mit seiner Touristenattraktion, dem Berg Macchu Picchu, ist ein Hotspot für Traveller aus aller Welt. Sie nehmen Mehrbettzimmer in Kauf, wenn sie dafür wenig zahlen müssen. Zu Beginn der Corona-Krise reagierte die Bevölkerung teils feindselig auf Touristen, die sich trotz Ausgangssperre in den Straßen aufhielten oder in den Hostels Corona-Partys feierten. Damals galt das Virus noch als eine von Europäern eingeschleppte Krankheit.
„Jetzt rächt sich, dass die Bevölkerung von Cusco nie über die Bedeutung und den Umgang mit Touristen aufgeklärt wurde“, meint Santos. Zudem habe die Krise die Prekarität des Tourismussektors in Peru offengelegt. Schlechte Arbeitsbedingungen, Steuerhinterziehung, kein einheitliches Meldesystem seien die Regel, obwohl 40 Prozent aller Jobs in Cusco direkt am Tourismus hängen.
Santos hofft, dass der Image-Schaden für Cusco mit einer öffentlichen Entschuldigung längerfristig gering bleibt. Für 2020 allerdings sieht er schwarz: „Die Touristen aus Europa, Asien und Nordamerika werden dieses Jahr wohl wegbleiben“.
Keine Touristen, aber ebenfalls stark betroffen von Covid-19 waren die 200 bis 300 jugendlichen Freiwilligen, die sich mit dem von der Bundesregierung finanzierten „weltwärts“-Programms in Peru aufhielten. Ihr Dienst bei einem der peruanischen Projektpartner dauert normalerweise von September bis Juli. Dieses Jahr fand er wegen Corona im März ein abruptes Ende.
„Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit hat uns Trägerorganisationen am 16. März mitgeteilt, dass wir alle Freiwilligen zurückholen müssen“, berichtet Claudia Debes. Sie leitet die Fachstelle Internationale Freiwilligendienste bei der Erzdiözese Freiburg und betreut die 19 Freiwilligen der Erzdiözese in Peru. „Zuerst waren sie eher erbost, dass sie zurück mussten; aber je drastischer die Maßnahmen wurden, desto erleichterter waren sie dann, dass sie zurück durften“.