Frage: Sie sind aber nicht nur rund um den Dreikönigstag am 6. Januar aktiv?
Krämer: Nein, wir haben uns mehr und mehr zu einer Art kirchlichen Fachstelle für Kinderthemen in der globalisierten Welt entwickelt. Dazu gehören zum Beispiel Aktionen zum Thema Flucht und zum Kindesschutz weltweit – nicht zuletzt mit Blick auf das Thema Missbrauch. Hier arbeiten wir ganz eng mit Pater Hans Zollner und dem von ihm geleiteten Zentrum für Kindesschutz in Rom zusammen. Zurzeit geben wir zwei Millionen Euro pro Jahr für Projekte aus, die unmittelbar den Kindesschutz betreffen. Das wollen wir in den nächsten Jahren noch erheblich ausbauen. Unter anderem wollen wir gemeinsam ein weltweites Netz von regionalen Kindesschutzzentren aufbauen.
Frage: Wie hat sich denn insgesamt die Arbeit der Hilfswerke in Ihrer Zeit verändert? Bei ihrem Amtsantritt haben Sie gesagt: „Hilfe ist keine Einbahnstraße.“
Krämer: Das wussten wir damals längst. Aber es hat sich sehr erfreulich weiterentwickelt. Dass wir Rezepte liefern und diese unseren Partnern vorsetzen, würde sich schon lange niemand mehr gefallen lassen. Wir sind Partner auf Augenhöhe und heute geht es immer stärker um den Gedanken der Netzwerke weltweit, um gemeinsam globale Probleme zu lösen und sich gegenseitig Impulse zu geben.
Frage: Was können wir da etwa aus dem Süden lernen?
Krämer: Ich denke etwa an die kleinen christlichen Gemeinschaften. Vor mehr als 40 Jahren haben wir begonnen, solche Gruppen in Afrika zu unterstützen. Die Idee ist dann auch in Asien angekommen und wurde weiterentwickelt. Und seit knapp 20 Jahren bringen wir Verantwortliche der Kirche aus Deutschland dorthin, um von diesen Erfahrungen zu lernen.
Frage: Zum Beispiel?
Krämer: ... wie man in sehr, sehr großen Pfarreien kirchliches Leben lebendig halten kann – mit einer ganz starken Beteiligung der Laien und notfalls auch ohne Priester. Und wie wichtig Gebet und gemeinsames Bibellesen dabei sind. In Deutschland neigen wir oft dazu, uns vor allem auf die Strukturen zu konzentrieren und alles von unseren Planungsprozessen zu erwarten. Das hat ja auch der Papst in seinem Brief an die Katholiken in Deutschland auf eine sehr feine Art zum Ausdruck gebracht.