Die ersten 50 Jahre der ILO-Geschichte krönte Ende 1969 der Friedensnobelpreis. Sowohl nach dem Ersten als auch nach dem Zweiten Weltkrieg ebnete die Organisation die Rückkehr Deutschlands in die Völkerfamilie. Frühzeitig nahm sie den einstigen Kriegstreiber als Mitglied auf. Die historisch gewachsene Mitsprache der Gewerkschaften, der Leitgedanke der Sozialen Marktwirtschaft nach 1945: Sie sorgen dafür, dass es zwischen ILO und Deutschland „nur selten größere Meinungsunterschiede“ gibt.
Gleichwohl stehen die Bundesrepublik und die hierzulande tätigen Unternehmen beim Schutz von Arbeitnehmern mitunter im Soll – gerade auch in anderen Teilen der Welt. Das zeigte etwa vor fünf Jahren der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch mit mehr als 1.100 Toten. Die dort produzierte Ware ging unter anderem an Kik und Adler.
Weltweit entbrannte daraufhin eine Debatte über menschenwürdige Arbeit. In Deutschland initiierte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) ein Textilbündnis; die ILO koordinierte die Leistungen aus einem Entschädigungsfonds, in den viele der betroffenen Unternehmen auf öffentlichen Druck hin eingezahlt hatten. Folgen von Migration und Klimawandel sowie die Zukunft der Arbeit sind einige der Themen, die im noch jungen 21. Jahrhundert auf der Agenda der ILO stehen.
Die Herausforderungen bleiben groß, wie der unlängst vorgelegte Ausblick auf das Jahr 2019 darlegt. Demnach haben Frauen immer noch deutlich weniger Teilhabe am Arbeitsmarkt als Männer. Einer Mehrheit der 3,3 Milliarden Beschäftigten weltweit mangele es zudem an materieller Sicherheit, Chancengleichheit oder ausreichenden Entwicklungsperspektiven. „Berufstätigkeit garantiert nicht immer ein annehmbares Leben.“
Inzwischen sind 187 Staaten ILO-Mitglied. Nicht dazu gehört der Vatikan, der aus Gründen der politischen Neutralität lediglich einen Beobachterstatus bei der UN und ihren Organisationen hat. Berührungspunkte gibt es indes einige. Schließlich ist Arbeit nach den Worten von Papst Franziskus „ein Schlüsselfaktor gesellschaftlicher Entwicklung“.