Trotz seines Status als beliebtes Touristenziel gehört Madagaskar zu den ärmsten Staaten der Welt. Knapp 80 Prozent der Einwohner müssen von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag leben. Die politische Krise schwächte zuletzt die Ernährungssicherheit und das öffentliche Gesundheitssystem. Darüber hinaus sind Berichten zufolge Kinderarbeit und -heirat immer noch verbreitete Probleme. Laut Schätzungen bekennen sich jeweils knapp die Hälfte der Madegassen zu Naturreligionen und zum Christentum; etwa sieben Prozent sind Muslime.
„Die Wirtschaft muss schleunigst wieder angekurbelt werden“, erklärte der Sprecher von Ex-Präsident Ravalomanana, Peter Mann, in Südafrika. Es brauche Notmaßnahmen am Arbeitsmarkt, im Bildungssystem und im Gesundheitsbereich. Zudem müsse „die grassierende Korruption angepackt werden“, so Mann.
Amnesty International verurteilte am Wochenende zudem eine zunehmende Willkür in Madagaskars Justiz. Tausende Aktivisten, darunter vor allem Umweltschützer, würden in den Gefängnissen des Landes festgehalten, ohne verurteilt zu sein. Die Amnesty-Sprecherin für das Südliche Afrika, Muleya Mwananyanda, forderte Reformen vom künftigen Präsidenten. Die Wahlen seien „eine einmalige Gelegenheit für den Wahlsieger“, die Menschenrechtsvergehen jüngerer Zeit zu beenden, so Mwananyanda.
Madagaskars politische Krise hatte sich auch dadurch verschärft, dass im Frühjahr beschlossene Wahlgesetze für Kritik der Opposition sorgten; es gab blutige Unruhen. Die Höchstrichter des Landes ordneten die Bildung einer Einheitsregierung und Neuwahlen an. Anfang Juni trat Regierungschef Olivier Mahafaly Solonandrasana zurück.
Das Auswärtige Amt warnt Urlauber, die politische Lage sei „insgesamt instabil“. Mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen am Mittwoch könnten „die politischen Spannungen steigen und sich Proteste und Unruhen mehren“.
Im Oktober hatte Papst Franziskus Madagaskars katholische Jugend zu sozialem Engagement aufgerufen. Die jungen Menschen sollten ihre Träume realisieren und im Streben nach Gemeinwohl für die Zukunft ihres Landes arbeiten. Inwieweit die Wahl des Staatspräsidenten zu einer Stabilisierung des Inselstaates – auch zugunsten der jungen Generation – beitragen wird, bleibt abzuwarten.
Von Markus Schönherr und Sabine Kleyboldt (KNA)
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