Dabei wusste er den Kölner Kardinal Joachim Meisner auf seiner Seite, der als Kind mit seiner Familie nach Kriegsende aus dem schlesischen Breslau vertrieben wurde und danach in Thüringen lebte.
Für wenige Monate befand sich die erste Geschäftsstelle in einem Kloster in Trier, auch weil der dortige Weihbischof Leo Schwarz federführend die ersten Schritte von Renovabis in die Öffentlichkeit begleitete. Noch im Herbst 1993 holte der Münchner Kardinal Friedrich Wetter das Hilfswerk nach Bayern auf den Freisinger Domberg, wo es mehr Platz bekam und seither seinen Sitz hat.
Erster Geschäftsführer war der Jesuit Eugen Hillengass, ein begnadeter Fundraiser, der sogleich die Devise ausgab, man wolle in Menschen und nicht in Steine investieren. Zu den ersten unterstützten Projekten zählte ein Bildungszentrum in der albanischen Hauptstadt Tirana als Versammlungsort für Katecheten. Weitere gut 23.000 Projekte sollten folgen, vom Auto für einen Priester bis zum Aufbau einer kirchlichen Universität.
Dank Renovabis entstanden in Bosnien-Herzegowina multiethnische Schulen, um die Verständigung zwischen den Volksgruppen nach dem Bürgerkrieg und Zerfall Jugoslawiens zu fördern. Bis Ende 2017 bewilligte Renovabis mehr als 700 Millionen Euro für Partner in 29 Ländern. Auch politisch versucht sich Renovabis Gehör zu verschaffen, etwa beim Thema Frauenhandel, dem viele Osteuropäerinnen zum Opfer fallen.
Von Anfang an verstand sich das Werk nicht zuerst als Geldsammel- und Verteilstelle, sondern als Drehscheibe des internationalen Austauschs. Aus Hilfsempfängern sollten möglichst schnell Partner werden. Mit Leben erfüllt wird dieser Ansatz durch Kongresse, Partnerschaftstreffen und die Zeitschrift „Ost-West. Europäische Perspektiven“.
In diesem Titel liegt auch eine Zukunftsperspektive. Renovabis müsse schrittweise von einer Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken zu einer der Katholiken in Europa weiterentwickelt werden, findet Kronenberg (85). Die Krise der EU mit ihren wachsenden Spannungen zwischen Ost und West fordert Renovabis neu heraus.
Von Christoph Renzikowski (KNA)
© KNA