Bei der Jugendgruppe angekommen, setzt Padre Juan sich still dazu. An den schlichten Holztisch mit dem Kreuz und der Kerze. Er hört zu, gibt hier und da etwas zu bedenken oder muntert die Jugendlichen mit einer kleinen Anekdote auf. „Padre Juan ist ein Freund, ein Bruder, unser Berater“, erklärt Ana aus dem Pastoralteam. „Er ist jemand, der uns umarmt, wenn es uns schlecht geht, und der sich wunderbar in die Jugendlichen hineinfühlen kann“, sagt die 28-Jährige. „Er hat ein besonderes Charisma und unterstützt uns sehr bei der Pastoralarbeit.“
Und die sei für die jungen Menschen in Chorrillos sehr wichtig, erklärt Rodrigo als Leiter der Jugendpastoral. „Die Jugendlichen hier in Peru haben die falschen Götter“, sagt der 25-jährige Automechaniker schmunzelnd. „Fernsehen, Computer, Konsum.“ Sie ließen sich leicht beeinflussen und hätten keine wahre Identität. „Häufig kennen sie nicht einmal ihre eigene Familie richtig“, erklärt Rodrigo. Bei all dem könne ihnen Jesus eine Richtung weisen.
Alltag zwischen Universitäten und Jugendbanden
„In den Gruppen arbeiten die Jugendlichen sehr individuell und beziehen den Lebensalltag der Einzelnen mit ein“, erklärt Juan. „Es geht um Spiritualität. Aber um eine, die nicht nur in der Beziehung zwischen Gott und einem selbst besteht, sondern um eine, die auch in der Schule etwas zu sagen hat, auf der Straße, bei der Arbeit.“
Die Unterschiede zwischen den Jugendlichen in der Pfarrei seien sehr groß. „Wir haben sehr fitte Jugendliche, die an der Universität studieren, die eine Arbeit haben und ihre wertvolle Freizeit der Pfarrei widmen“, erklärt Juan, während er wieder ins Auto steigt. Auf der anderen Seite gibt es viele, die zu den Jugendbanden gehören, die keine Eltern haben, in der Kriminalität gelandet sind, Drogen nehmen und psychische Probleme haben.
Nachdem Padre Juan noch zwei Gottesdienste gefeiert und zehn Beichtgespräche geführt hat, steht der Priester vier Stunden später im Trikot von Alianza Lima auf dem benachbarten Fußballplatz. Trotz 18-Stunden-Tag gönnt er sich einmal in der Woche diesen Luxus. Manchmal mit Jugendlichen aus der Pfarrei. Heute mit der „Alt-Herrentruppe“ der Katecheten. Wie er spielt, der Padre? „Na, wie Pizarro“, rufen seine Team-Kollegen lachend über den Platz. „Das brauche ich, um abzuschalten und den Kopf freizubekommen“, erklärt Juan in sichtlicher Vorfreude auf das Match. Nach einem 4:3-Sieg und einer kurzen Dusche geht es weiter. Padre Juan will heute noch mindestens zwei Jugendgruppen bei ihren Treffen besuchen. „Wir alle kennen die Kraft der Jugendlichen, wenn sie sich in der Kirche einbringen. Sie bringen eine Frohe Botschaft. Und genau darum geht es: dass sie auf ihre Art und Weise zu Evangelisierungsträgern werden.“
Von Mareille Landau