
Der neue Papst in schwieriger Mission
Vatikanstadt ‐ Für den Vatikan sind Auslandsreisen politische Statements. Getragen vom Jubel der Massen und weltweit begleitet von Medien kann ein Papst auf Reisen viel bewirken. Leo XIV. hat sich zwei anspruchsvolle Ziele gewählt.
Aktualisiert: 08.10.2025
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Gleich zwei politisch brisante Ziele hat sich Papst Leo XIV. für die erste Auslandsreise seiner Amtszeit ausgesucht. Vom 27. bis 30. November will er in der Türkei sein. Von dort geht es weiter in den Libanon, wo er ebenfalls knapp vier Tage verbringen will. Die Rückkehr nach Rom ist für 2. Dezember geplant. Während die erste Etappe aus Anlass des 1.700-jährigen Jubiläums des Konzils von Nizäa schon seit langem erwartet wurde, kam das zweite Ziel im Nahen Osten erst später auf den Radar der päpstlichen Reiseplaner.
Dass Leo XIV. nun offiziell eine Libanon-Reise plant, ist nur möglich, weil sich das Kriegsszenario rings um den Staat Israel derzeit zu beruhigen scheint. Noch vor wenigen Monaten, als die libanesische Hisbollah Raketen Richtung Israel abschoss und die Luftwaffe von dort mit Angriffen auf den Südlibanon antwortete, wäre eine Papstreise in den Zedernstaat undenkbar gewesen.
So aber kann der Papst aus den USA, der sich seit seinem ersten Auftritt nach der Wahl am 8. Mai als ein Bote des Friedens in Stellung gebracht hat, gleich bei seiner ersten Reise unter Beweis stellen, ob seine Botschaft ankommt. Wie er sich auf dem schwierigen interreligiösen und regionalpolitischen Parkett des Libanon bewegt und welche Akzente er setzt, werden nicht nur die religiösen Fraktionen im Gastgeberland Libanon mit Argusaugen beobachten. Auch eventuelle Signale in Richtung Israel, das mit dem Libanon weiterhin nicht im Frieden lebt, und in Richtung der größeren arabischen Nachbarländer werden genauestens registriert.
Allein die Tatsache, dass die politischen und geistlichen Führer unterschiedlicher Religionsgemeinschaften den Papst eingeladen haben, unterstreicht bereits die besondere Bedeutung seines Besuchs. Es wird erwartet, dass der neue Papst ähnlich wie einst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. versuchen wird, die Sonderrolle des Libanon als einzigem arabischen Staat mit echtem kulturellen und religiösem Pluralismus und einer halbwegs stabilen Demokratie stark zu machen.
Nirgends sonst im Nahen Osten sind die Christen an der politischen Macht nicht bloß mit Minderheitenrechten beteiligt; und kein katholischer Religionsführer in der Region hat eine ähnlich starke Stellung wie der maronitische Patriarch.
Fortführung von Franziskus' Reiseplan
Im Vergleich zur Libanon-Reise ist der an den vier Tagen zuvor geplante Besuch in der Türkei die einfachere Etappe. Zwar ist der staatliche Gastgeber, Präsident Recep Tayyip Erdogan, etwa mit Blick auf sein Verhalten in Richtung Israel mitunter unberechenbar, und sein muskulöses militärisches Auftreten im Norden des geschwächten Nachbarlandes Syrien ist vermutlich nicht immer völkerrechtskonform. Auch das innenpolitische Durchgreifen gegen Minderheiten und Oppositionelle ist kein Ruhmesblatt. Aber für eine Papstreise gelten andere Regeln als für den Besuch eines UN-Menschenrechtsbeauftragten.
Im Mittelpunkt steht die Begegnung mit den Ostkirchen und dem orthodoxen Ehrenoberhaupt, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel. Dessen geschichtsträchtiger Amtssitz im heutigen Istanbul liegt ebenso in der Türkei wie der Ort des spätantiken Konzils von Nizäa, das heute Iznik heißt.
Bei den Feierlichkeiten zum Gedenken an das wichtige Theologen-Treffen vor 1.700 Jahren kann Leo XIV. in Gesten und Ansprachen wichtige ökumenische und dogmatische Akzente setzen, die dann auch innerkatholisch Wirkung entfalten dürften.
Reisen in die Türkei und in den Libanon hatte bereits Leos Vorgänger Franziskus angekündigt. Im Fall der Türkei war sogar schon der päpstliche Reisemarschall, Kardinal George Koovakad, vor Ort gewesen, um Details zu klären. Doch dann beendeten Erkrankung und Tod des Papstes die Pläne abrupt. Die ersten Reisen von Leo XIV. wird nun ein anderer Reisemarschall begleiten: der junge mexikanische Geistliche José Salas Castañeda aus dem vatikanischen Staatssekretariat.

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