Luftballon Herzform mit Aufschrift "Pace" (dt. Frieden) bei Abschluss des "World Meeting on Human Fraternity 2025" (Welttreffen zur Geschwisterlichkeit der Menschen) 13.09.2025 Petersplatz Vatikan.
Gegen Aufrüstung und die Logik des Freund-Feind-Schemas

Papst übt Kritik an der Militarisierung des Denkens

Vatikanstadt  ‐ Seit 1968 begeht die katholische Kirche den 1. Januar als Weltfriedenstag. Leo XIV. setzt die auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs eingeführte Tradition mit starken Akzenten fort.

Erstellt: 18.12.2025
Aktualisiert: 18.12.2025
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Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)

Papst Leo XIV. hat seine erste Botschaft zum 59. Weltfriedenstag am 1. Januar 2026 veröffentlicht. Sie trägt den Titel „Der Friede sei mit euch allen: hin zu einem ‚entwaffneten und entwaffnenden‘ Frieden“. In dem Schreiben ruft er die Menschen zu einem friedfertigen Denken auf. Scharfe Kritik übt er an einer um sich greifenden Militarisierung in den Köpfen, an steigenden Rüstungsausgaben und an einer religiösen Überhöhung des Krieges.

Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Wenn der Friede keine gelebte Wirklichkeit ist, die es zu bewahren und zu pflegen gilt, dann macht sich Aggressivität sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben breit. Dann wird (...) es als Verfehlung angesehen, dass man sich nicht ausreichend auf den Krieg vorbereitet, darauf, auf die Angriffe anderer reagieren und Gewalt erwidern zu können. Auf der politischen Ebene ist diese – weit über den Grundsatz der legitimen Verteidigung hinausgehende – Logik der Gegensätzlichkeit der derzeit relevanteste Umstand für die globale Destabilisierung, die jeden Tag dramatischer und unvorhersehbarer wird.“

Deutliche Kritik übt der Papst auch an steigenden Rüstungsausgaben. Diese würden „mit der Gefährlichkeit anderer gerechtfertigt“. Doch stehe das „Abschreckungspotenzial durch Macht und insbesondere nukleare Abschreckung für die Irrationalität von Beziehungen zwischen Völkern, die nicht auf Recht, Gerechtigkeit und Vertrauen beruhen, sondern auf der Angst und der Herrschaft der Stärke“.

Neben einer massiven und teuren Aufrüstung beklagt der Papst in dem Schreiben auch eine „Neuausrichtung der Bildungspolitik: Statt einer Kultur der Erinnerung, die das im 20. Jahrhundert gewonnene Problembewusstsein bewahrt und die Millionen Opfer jenes Jahrhunderts nicht vergisst, werden Kommunikationskampagnen und Bildungsprogramme in Schulen und Universitäten sowie in den Medien vorangetrieben, die Bedrohungswahrnehmungen verbreiten und eine rein militärisch geprägte Vorstellung von Verteidigung und Sicherheit vermitteln.“

Alle Religionen seien aufgerufen, „wachsam zu bleiben angesichts der zunehmenden Versuche, sogar Gedanken und Worte zu Waffen zu machen“. Leider gehöre es „zunehmend zum derzeitigen Gesamtbild, dass Worte des Glaubens Einzug halten in politische Kämpfe, dass Nationalismus gepriesen wird und dass Gewalt und bewaffneter Kampf religiös gerechtfertigt werden. Die Gläubigen müssen diesen Formen der Blasphemie, die den heiligen Namen Gottes verdunkeln, aktiv entgegentreten.“

Recht auf legitime Selbstverteidigung

Die politisch Verantwortlichen rief der Papst auf, ein „Gleichgewicht“ zwischen den Staaten zu suchen, „das auf gegenseitigem Vertrauen, auf aufrichtiger Gesinnung bei Vertragsschlüssen und auf unverletzlichen Vereinbarungen gegründet ist“. Dieser Weg der Diplomatie, der Vermittlung und des Völkerrechts werde derzeit aber „durch immer häufigere Verstöße gegen mühsam erzielte Vereinbarungen konterkariert“. Deshalb müssten supranationale Institutionen mehr denn je gestärkt werden.

Ausdrücklich bekannte sich der Papst zu einem weitgehenden, religiös motivierten Pazifismus – ohne jedoch dabei das Recht auf legitime Selbstverteidigung in Frage zu stellen. Er erklärte: „Der Friede des auferstandenen Jesus ist unbewaffnet, weil sein Kampf unter ganz bestimmten historischen, politischen und sozialen Umständen unbewaffnet war. Die Christen müssen von dieser Neuheit gemeinsam prophetisch Zeugnis ablegen, eingedenk jener tragischen Ereignisse, an denen sie allzu oft mitgewirkt haben.“

Der Weltfriedenstag wird von der katholischen Kirche alljährlich am 1. Januar begangen. Papst Paul VI. führte den Weltfriedenstag zu Neujahr 1968 ein, um angesichts des Wettrüstens zwischen Ost und West und zahlreicher Kriege den Frieden zu fördern. Seither veröffentlichen die Päpste vorab eine Botschaft zu diesem Gedenktag.

Der Text der päpstlichen Friedensbotschaft wurde vom vatikanischen Presseamt diesmal in zehn Sprachen verbreitet. Zusätzlich zu den sonst üblichen Fremdsprachen gab es auch offizielle Übersetzungen auf Russisch sowie auf Ukrainisch.

Botschaft zum Weltfriedenstag

Die Botschaft von Papst Leo XIV. zum Weltfriedenstag ist online in mehreren Sprachen verfügbar, neben Deutsch beispielsweise auch auf Russisch und Ukrainisch.

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