Das internationale Warnzeichen für Radioaktivität
Zwischen Abschreckung und Apokalypse

„Zerstörer der Welten“ – Vor 80 Jahren begann das Atomzeitalter

Die Welt erfuhr erst einmal nichts davon, als vor 80 Jahren in der Wüste von New Mexico im Süden der USA die erste Atombombe gezündet wurde – probehalber.

Erstellt: 16.07.2025
Aktualisiert: 04.07.2025
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Von Christiane Laudage und Christoph Schmidt (KNA)

Die Atommächte rüsten wieder auf, hat das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri gerade erst ermittelt – und warnt vor einem neuen atomaren Wettrüsten. Fast alle neun Atommächte modernisierten und erweiterten derzeit ihre nuklearen Arsenale, heißt es im aktuellen Jahresbericht des Instituts. Das ist keine gute Nachricht.

Schon im vergangenen Jahr zeigte sich das norwegische Nobelpreiskomitee über diese Entwicklung sehr besorgt. Bei der Bekanntgabe des letztjährigen Friedensnobelpreises an die japanische Anti-Atomwaffen-Organisation Nihon Hidankyo sagte der Komiteevorsitzende Jorgen Watne Frydnes, es sei alarmierend, dass das Tabu des Einsatzes von Nuklearwaffen unter Druck stehe. Weitere Länder strebten den Besitz von Atomwaffen an. Darüber hinaus gebe es in derzeitigen Kriegen Drohungen, diese Waffen einzusetzen – „die zerstörerischsten Waffen, die die Welt jemals gesehen hat“.

Das Zeitalter der Atomwaffen begann vor 80 Jahren, am 16. Juli 1945, mit einer gewaltigen Explosion in der Wüste von New Mexico im Süden der USA. Der sogenannte Trinity-Test, durchgeführt im Rahmen des streng geheimen Manhattan-Projekts, markierte die erste Zündung einer solchen Waffe. Die wissenschaftliche Leitung des Projektes hatte der Physiker Robert Oppenheimer (1904-1967). Er ist als „Vater der Atombombe“ in die Geschichte eingegangen.

Die Plutoniumbombe, genannt „The Gadget“ (dt. der Apparat), explodierte auf einem 30 Meter hohen Stahlturm und entfaltete eine Sprengkraft von rund 20.000 Tonnen Sprengstoff. Der Atompilz schraubte sich zwölf Kilometer in den Himmel, die Druckwelle war noch in 160 Kilometern Entfernung zu spüren, und der Sand der Wüste schmolz zu grünlichem Glas, dem sogenannten Trinitit.

Die Wissenschaftler, darunter Oppenheimer, waren sich der Tragweite ihres Tuns bewusst. Oppenheimer, dessen Lebensgeschichte als gleichnamiger Kinofilm noch jüngst ein weltweiter Kassenschlager war, zitierte nach dem Test aus der Bhagavad Gita, einer zentralen Schrift des Hinduismus: „Ich bin der Tod, der Zerstörer der Welten“. Doch trotz aller Vorsicht und theoretischer Überlegungen waren die Folgen der Explosion – insbesondere die der radioaktiven Kontamination – kaum abschätzbar.

Die radioaktive Wolke zog über ein Gebiet von rund 8.000 Quadratkilometern. Die Bevölkerung in der Umgebung wurde weder informiert noch evakuiert. Messungen ergaben, dass Menschen in der Nähe einer Strahlendosis ausgesetzt waren, die um ein Vielfaches über den heutigen Grenzwerten lag. Studien zu gesundheitlichen Folgen wurden nie systematisch durchgeführt.

Heute fehlt es an Kontrolle

Seither sind Atombomben zweimal zum Einsatz gekommen. Die US-Amerikaner setzten sie Anfang August 1945 erst in Hiroshima und dann in Nagasaki ein, um den Krieg gegen Japan zu beenden. Seitdem sind die verheerenden Folgen von Atombomben bekannt.

Während des Kalten Krieges, der fast unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 begann und bis Anfang der 1990er Jahre dauerte, standen sich die beiden großen Atommächte USA und Russland feindlich gegenüber. Wie nah die Welt immer wieder am Rande eines Atomkriegs stand, wurde erst sehr viel später bekannt.

Der technische Fortschritt seit 1945 hat die Zerstörungskraft von Atomwaffen vervielfacht. Die Gefahren beschränken sich nicht auf die unmittelbaren Opfer eines Atomschlags: Die Folgen eines begrenzten regionalen Atomkriegs könnten durch radioaktiven Fallout, Klimaveränderungen und globale Hungersnöte weltweit zu spüren sein – und Millionen Menschenleben fordern.

Im westlichen Himalaya grenzen mit Indien, Pakistan und China drei Atommächte aneinander. Seit 1947 streiten sich Indien und Pakistan um die Region Kaschmir. Erst im Mai dieses Jahres kam es nach einem Anschlag auf hinduistische Touristen in Kaschmir wieder zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen Indien und Pakistan. Auch dieses Mal war die Angst vor einer Eskalation groß.

Den Gesamtbestand an Atomwaffen schätzen die Stockholmer Friedensforscher zu Beginn dieses Jahres auf 12.241 Sprengköpfe. Rund 90 Prozent davon besitzen demnach Russland und die USA, „doch China könnte nun auch in Friedenszeiten Sprengköpfe auf Raketen vorhalten“.

Mit Sorge blicken die Friedensforscher darauf, dass der letzte Vertrag über die nukleare Rüstungskontrolle zwischen Russland und den USA Anfang 2026 ausläuft. Es seien keine Bemühungen erkennbar, diesen zu verlängern oder zu ersetzen.

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