
Menschenrechtsbeauftragte: Nicht bei humanitärer Hilfe sparen
München ‐ Entwicklungshilfe und der Einsatz für Menschenrechte weltweit stehen nicht gerade im Mittelpunkt bei der aktuellen Regierungsbildung. Doch das könnte sich rächen, warnt die Menschenrechtsbeauftragte zu ihrem Abschied.
Aktualisiert: 15.04.2025
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Die scheidende Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), ruft zum entschiedeneren Engagement in den vielen „vergessenen Krisen“ in der Welt auf: „Wenn nicht berichtet wird, fehlen politischer Druck und Spendenbereitschaft“, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstag): Umso wichtiger sei es, diese Katastrophen, „die es nicht in die öffentliche Aufmerksamkeit schaffen, politisch in den Fokus zu nehmen“.
Als Beispiele nannte sie unter anderem den Südsudan und den Sudan, „wo sich gerade eine der größten humanitären Krisen weltweit abspielt“, sowie den Osten der Demokratischen Republik Kongo: „Jede einzelne Frau und jedes Kind, mit denen ich sprach, berichtete von sexualisierten Übergriffen. Diese massive Gewalt traumatisiert die Menschen zutiefst. Wir dürfen diese Frauen und Kinder nicht vergessen.“
Auch die über eine Million Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar, die in Bangladesch im größten Flüchtlingslager der Welt lebten, bräuchten mehr internationale Unterstützung, fügte Amtsberg hinzu. Und neben dem massiven Leid der Menschen in Gaza werde die schwierige politische und humanitäre Lage der Palästinenserinnen und Palästinenser im Westjordanland häufig vergessen.
Deutschland sei der weltweit zweitgrößte humanitäre Geldgeber, fügte die Politikerin hinzu: „Wir sind in 69 Ländern aktiv. Wenn humanitären Krisen nicht begegnet wird, führt der Weg schnell in Instabilität, Krieg, Vertreibung und Flucht. Humanitäre Hilfe kann Konflikte entschärfen oder sogar verhindern und den Grundstein für Stabilisierung legen.“
Deutschland könne die Lücke, die der Rückzug der USA aus vielen Hilfsprogrammen reiße, nicht alleine füllen, ergänzte Amtsberg. Natürlich müsse man Prioritäten setzen und das Geld effizient einsetzen. Aber sie könne „angesichts der vielen Krisenherde auf der Welt nur davor warnen, bei der humanitären Hilfe zu sparen“.
Zu ihrem Abschied wünsche sie sich, so Amtsberg weiter, „dass auch in anderen Politikfeldern verstanden wird, welche Chancen für die Weltgemeinschaft in der Menschenrechtspolitik und im humanitären Engagement liegen. Die Herausforderungen bleiben groß und neue kommen hinzu. Ich wünsche meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger viel Kraft und gutes Gelingen.“
KNA

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