Ukraine-Hilfen sollten nicht von anderen Krisen ablenken

Caritas: Riesige Finanzierungslücke bei Hilfsgeldern

Freiburg ‐ Laut Caritas international, dem Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, sind schon jetzt weltweit mehr als 300 Millionen Menschen, die Hälfte davon Kinder, auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Erstellt: 30.12.2022
Aktualisiert: 28.12.2022
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Die Caritas beklagt eine riesige Finanzierungslücke bei Hilfsgeldern für Menschen in Not. 2022 sei weltweit nicht einmal die Hälfte der benötigten Hilfsgelder bereitgestellt worden, erklärte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, am Samstag in Freiburg. Die Hilfen für die Ukraine dürften nicht von anderen Krisen ablenken.

„In Afghanistan sind mehr als 20 Millionen Menschen akut von Hunger bedroht. In Somalia verschärfen Konflikte, der Klimawandel und Preissteigerungen die Not so sehr, dass ein Drittel der Bevölkerung humanitäre Hilfe benötigen“, erläuterte Müller. Mit mehr als 100 Millionen seien 2022 weltweit so viele Menschen wie nie auf der Flucht gewesen. „Es braucht jetzt dringend ein Mehr an weltweiter Solidarität, damit wir schnellstmöglich die Not lindern können. Falls nicht, drohen der Welt noch mehr Krisen und Konflikte.“

Laut Caritas international, dem Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, sind schon jetzt weltweit mehr als 300 Millionen Menschen, die Hälfte davon Kinder, auf humanitäre Hilfe angewiesen. 80 Prozent dieser Menschen lebten in nur 20 Ländern. Um diesen Menschen ausreichend zu helfen, hätte es laut der Vereinten Nationen 2022 insgesamt 51,7 Milliarden US-Dollar benötigt, rechnete Müller vor. Lediglich 24,3 Milliarden Dollar seien jedoch von der internationalen Staatengemeinschaft zur Verfügung gestellt worden.

„Bei allem Verständnis für innenpolitische Belange ist es zu kurz gedacht, ausgerechnet bei der humanitären Hilfe den Rotstift anzusetzen“, sagte Müller auch mit Blick auf das in Deutschland beschlossene Sondervermögen für die Bundeswehr von 100 Milliarden Euro. „Im Sinne einer weltweiten Stabilität müssen wir dringend die Not von Menschen in Afghanistan, Syrien oder vielen afrikanischen Ländern langfristig bekämpfen.“

Aus Sicht von Caritas international haben die gemeinsamen Kraftanstrengungen für Ukrainerinnen und Ukrainer eindrucksvoll bewiesen, was möglich ist, wenn ein gemeinsamer politischer Wille bestehe. Anfang Dezember habe etwa in Paris eine Geberkonferenz von mehr als 50 Staaten der Ukraine zusätzlich eine Milliarde Dollar für Winterhilfe zugesagt. „Mindestens genauso wichtig wäre es allerdings, schnellstmöglich den 5,6 Millionen Menschen, die in Somalia von Hunger und Armut betroffen sind, mit der gleichen Summe beizustehen“, sagte Müller.

KNA