
Caritas international will Nothilfen im Jemen ausweiten
Freiburg ‐ Allein gelassene Schwangere, überflutete Slums, hungernde Kinder: Das Leid der Kriegsflüchtlinge im Jemen ist laut Caritas dramatisch. Die Finanzierung neuer Hilfsprojekte ist schwierig.
Aktualisiert: 15.10.2025
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„Das Elend vieler Jemeniten ist unvorstellbar groß. Besonders die Familien, die vor dem Bürgerkrieg aus dem Norden fliehen mussten, kämpfen unter unmenschlichen Bedingungen ums Überleben. Und zumeist ohne jede Zukunftsperspektive“, sagte Kathrin Göb von Caritas international. Sie war vor kurzem vor Ort, um mögliche Hilfsprojekte im Jemen zu organisieren.
Konkret geht es beispielsweise um Nothilfen für 180 Familien in einem Flüchtlingscamp am Rande der südlichen Hauptstadt Aden. Die Menschen hätten nichts, campierten unter Planen und Pappkartons, sagte Göb. „Die Behausungen bieten keinen Schutz vor den Temperaturen von teils 50 Grad, es gibt fast keine Gesundheitsversorgung. Hilfe bei Geburten gibt es keine. Viele Kinder sind unterernährt.“ Zuletzt habe ein Unwetter das Camp überschwemmt.
Besonders dramatisch sei, dass es im Jemen kaum Hilfen bei psychischen Erkrankungen gebe, betonte die Jemen-Referentin von Caritas international. „Flucht vor dem Krieg, ständiger Hunger, Sorge um die Kinder – viele Menschen sind traumatisiert.“

Kathrin Göb, Länderreferentin für den Jemen bei Caritas international.
Schon seit längerem finanziert Caritas international Hilfen für notleidende Familien und unterstützt Kindergärten in Aden. Die Projekte sollen jetzt ausgeweitet werden. Beispielsweise auch in der Gesundheitsversorgung und in der beruflichen Ausbildung.
Derzeit sei es aber sehr schwierig, Finanzmittel für die Jemen-Hilfe zu erhalten – sowohl von Spendern wie von öffentlichen Geldgebern, sagte Göb. „Der Krieg im Jemen ist ein vergessener Konflikt, fernab der öffentlichen Wahrnehmung.“
Nach wie vor ist im Bürgerkrieg zwischen den von Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Norden des Jemen und der international anerkannten Regierung im Süden keine Lösung in Sicht. Das Land ist geteilt. Im Norden können Hilfsorganisationen kaum noch tätig sein. „Die Huthi stürmen Büros und inhaftieren und verschleppen willkürlich Mitarbeiter von NGOs und UN-Organisationen. Zuletzt hat das Welternährungsprogramm (WFP) deshalb seine Arbeit im Norden eingestellt“, berichtete Göb.
Nach UN-Schätzungen sind rund 18 Millionen Jemeniten, das ist etwa die Hälfte der Bevölkerung, von Hunger und Unterernährung bedroht. Wegen neuer Missernten und wegen des Rückgangs internationaler Hilfen könnte sich die Situation weiter verschärfen.
KNA

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