Bischöfe Koreas fordern Deeskalation und Dialog auf der koreanischen Halbinsel
Seoul/Bonn ‐ Angesichts der wachsenden Spannungen zwischen Nord- und Südkorea haben die katholischen Bischöfe der koreanischen Halbinsel zur Wiederaufnahme des Dialogs aufgerufen. Es gelte, den „Teufelskreis aus Hass und Konfrontation“ zu durchbrechen.
Aktualisiert: 12.11.2024
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Die katholischen Bischöfe Koreas haben in einer Erklärung angesichts der eskalierenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu einer Deeskalation und zur Wiederaufnahme des Dialogs aufgerufen. Wie Ucanews berichtet, kam der Appell während eines Treffens der Sonderkommission für nationale Versöhnung der koreanischen Bischöfe am 5. November zustande, bei dem die jüngsten politischen und militärischen Entwicklungen in der Region thematisiert wurden.
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Dem Bericht zufolge zeigten sich die Kommissionsmitglieder besorgt über die zunehmende Militarisierung und die aggressive Rhetorik zwischen Nord- und Südkorea, die das Risiko eines Konflikts verschärfen können. „Der Himmel über der koreanischen Halbinsel ist nun stärker denn je mit dunklen Wolken aus Hass und Abscheu bedeckt“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Kommissionsmitglieder. „Viele Menschen sind besorgt und ängstlich, dass diese dunklen Wolken in einen heftigen Regenschauer bewaffneter Konflikte übergehen könnten.“
Laut der Erklärung der Bischöfe ist der anhaltende Eskalation-Wettlauf eine Gefahr für den Frieden in der Region. Sie warnten davor, dass militärische Provokationen und Übungen sowohl in Nord- als auch in Südkorea die Spannungen weiter anheizen: „Um im Süden und Norden gemeinsam in Frieden zu leben, müssen wir Wege finden, gegenseitiges Vertrauen wiederherzustellen, anstatt mit physischer Gewalt die jeweils andere Seite zu unterwerfen.“ Daher müsse den Teufelskreis aus Hass und Konfrontation durchbrochen und die aktuelle konfliktreiche Situation aus der Perspektive des Mitgefühls gelöst werden.
Bischöfe: Nicht verzweifeln
Zudem appellierten die Bischöfe an die internationale Gemeinschaft, ihre Rolle als Vermittler zu stärken, die militärischen und diplomatischen Beziehungen zu entschärfen und den Dialog zwischen Nord- und Südkorea zu ermöglichen. Dabei heben sie insbesondere die Rolle der USA hervor.
Ihre Mitchristen fordern die Autoren der Erklärung auf, nicht zu verzweifeln. „Die Menschen sagen, dass es derzeit schwierig sei, auf Frieden zu hoffen. Doch die Kirche, die an Christus glaubt, der den Tod überwunden und wieder auferstanden ist, verliert niemals die Hoffnung. Diese Hoffnung gibt uns den Mut, Angst zu überwinden und auch in Momenten des Konflikts den Weg der Liebe und Versöhnung zu wählen“, fügten sie hinzu.
Seit dem Ende des 2. Weltkriegs ist die koreanische Halbinsel zwischen Nord- und Südkorea aufgeteilt. Während die Gefahr eines Krieges auf der koreanischen Halbinsel insbesondere den südlichen Teil in Atem hält, leiden vor allem die Bewohner der Grenzregionen ganz konkret an den anhaltenden Spannungen. So stehen an der Grenze Lautsprecher, über die Propaganda für das jeweilige Land verbreitet wird – für die Anwohner nicht nur wegen der Lärmbelästigung ein ständiges Ärgernis. Zudem beschuldigen sich beide Länder gegenseitig, Drohnen und Ballons mit Müll oder politischen Flugblättern über den Grenzstreifen hinweg ins jeweils andere Land zu schicken. Wiederkehrende Waffentests im Norden und Militärmanöver im Süden sorgen für eine angespannte Lage. Formal gibt es zwischen den beiden Koreas eine Demilitarisierte Zone. Dennoch ist kaum eine andere Grenze weltweit stärker aufgerüstet.
Zusätzliche Brisanz gibt der aktuellen Situation der mutmaßliche Einsatz nordkoreanischer Soldaten im russischen Krieg gegen die Ukraine. Als Reaktion auf entsprechende Medienberichte erwägt nun auch Südkorea Waffenlieferungen – an die angegriffene Ukraine. Zuletzt hatte sich die koreanische Bischofskonferenz Ende August ausführlich mit einer gemeinsamen Erklärung zum Konflikt mit Nordkorea geäußert. Seitdem hat sich die Lage weiter verschärft.
Kirche in Nordkorea
Auch wenn es in Nordkorea nach offiziellen Angaben Christen gibt, ist deren genaue Anzahl unbekannt. Schätzungen zufolge liegt sie im niedrigen vierstelligen Bereich. Die katholische Kirche im Land wird von Laien betreut, Kontakte nach außen sind kaum möglich. Von Francis Hong Yong-ho, 1944 zum Bischof von Pjöngjang ernannt, fehlt seit 1962 jede Spur. Auf dem Papier gibt es mehrere Bistümer, die aber seit vielen Jahren vakant sind und formal vom Erzbistum Seoul betreut werden. Daneben besteht eine Territorialabtei der Missionsbenediktiner, mit deren Apostolischer Administration für gewöhnlich der jeweilige Abt der südkoreanischen Abtei Waegwan beauftragt wird.
dr