Nachrichten aus der Weltkirche
Vor den Wahlen

Venezuelas Polizei bedroht Vorsitzenden der Bischofskonferenz

Caracas ‐ Nach heftigen Regenfällen ist es in der venezolanischen Region Cumanacoa zu einem verheerenden Erdrutsch gekommen. Die Kirche organisiert Hilfe für die Opfer und macht auf deren Leid aufmerksam. Das kam bei der Regierung offenbar nicht gut an.

Erstellt: 16.07.2024
Aktualisiert: 16.07.2024
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Weil sie kurz vor Wahlen auf das Leid von Katastrophenopfern aufmerksam gemacht haben, sind Kirchenvertreter in Venezuela von Sicherheitskräften bedroht worden. Wie örtliche Medien berichten, haben Polizisten in der Unglücksregion Cumanacoa dem Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jesus Gonzalez de Zarate, und freiwilligen Helfern der Hilfsorganisation Caritas Schläge angedroht. Zudem wurden der Erzbischof und die Caritas-Helfer nach einem Gottesdienst aufgefordert, die Region zu verlassen. Die Gläubigen reagierten den Berichten zufolge empört. In den sozialen Netzwerken solidarisierten sich zahlreiche Menschen mit den Kirchenvertretern.

Die Kirche hatte sich nach einem verheerenden Erdrutsch in Cumanacoa für die betroffenen Menschen eingesetzt und Hilfe organisiert. Die Opposition wirft der sozialistischen Regierung von Präsident Nicolas Maduro vor, die wahren Ausmaße der Katastrophe wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen am 28. Juli vertuschen zu wollen. Bei dem Erdrutsch in Folge heftiger Regenfälle sollen nach unbestätigten Meldungen Dutzende Menschen verschüttet worden sein, zahlreiche Menschen hätten ihre Unterkünfte verloren.

Das südamerikanische Land leidet seit Jahren unter einer schweren Versorgung- und Wirtschaftskrise. Das Menschenrechtskommissariat der UN berichtete über schwere Menschenrechtsverletzungen wie außergerichtliche Hinrichtungen, Folter und Unterdrückung der Opposition. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat Ermittlungen gegen die Maduro-Regierung wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufgenommen. Die Regierung Maduro weist dies als politische Kampagne zurück. In den vergangenen zehn Jahren hat ein Viertel der Bevölkerung des Land verlassen, insgesamt verlor Venezuela auf diese Weise rund acht Millionen Einwohner.

Erst vor wenigen Tagen hatten die Bischöfe des Landes zum Abschluss ihrer Vollversammlung einen Aufruf zur Teilnahme an den kommenden Präsidentschaftswahlen (28. Juli) veröffentlicht. Gleichzeitig fordern sie von der venezolanischen Regierung die Vorlage eines klaren Zeitplans, der zu „sauberen und transparenten“ Wahlen führt. In dem Aufruf zeichnen sie ein bedrückendes Bild ihres Landes:

„In unserem Land herrscht trotz der Ankündigungen eines Wirtschaftswachstums weiterhin eine humanitäre Krise, die sich in der Verarmung der Bevölkerung und der wachsenden Kluft zwischen den wenigen, die viel haben, und den vielen, die wenig haben, zeigt. Es schmerzt uns und fordert uns heraus, das Leid des venezolanischen Volkes in Bezug auf Gesundheit, Bildung, Ernährung, niedrige Gehälter, Korruption usw. zu sehen. All dies stellt stellt eine offensichtliche Verletzung der Menschenrechte dar und missachtet [das venezolanische Volk, Anm. d. Red.] in seiner Würde als Bürger und Kinder Gottes. Diese komplexe und beunruhigende Realität zwingt viele Venezolaner dazu, auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen in andere Länder auszuwandern, weil sie glauben, dass es in unserem Land keine Zukunft gibt. Das Schlimmste an dieser Situation ist, dass auf institutioneller Ebene kein Interesse an einer Lösung besteht.“

KNA /dr

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