Mario del Valle Moronta Rodriguez, Bischof von San Cristobal de Venezuela, am 10. Dezember 2019 in Berlin.
Von Hugo Chávez verehrt, von Nicolás Maduro gefürchtet

Venezuelas Katholiken trauern um Bischof Mario Moronta

Caracas  ‐ Vom Revolutionsführer einst gefeiert, dann scharfer Kritiker der autoritären Regierung in Venezuela: Die Kirche dort verliert einen charismatischen Geistlichen, der keine Scheu hatte, sich mit den Mächtigen anzulegen.

Erstellt: 06.08.2025
Aktualisiert: 06.08.2025
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Von Tobias Käufer (KNA)

Wo immer Bischof Mario del Valle Moronta Rodríguez hinkam, die Gläubigen suchten seine Nähe und seinen Rat. Kaum ein katholischer Kirchenführer in Venezuela erreichte eine solche Popularität und moralische Autorität wie der Bischof von San Cristóbal. Den politischen Aufstieg und moralischen Verfall der venezolanischen Revolution erlebte er hautnah. Am Montag (Ortszeit) ist Bischof Moronta im Alter von 76 Jahren gestorben, wie die Venezolanische Bischofskonferenz bestätigte.

Am 5. Juli 2010 hatte sich Revolutionsführer Hugo Chávez in Rage geredet: „Ich bin katholisch und empfinde Trauer, wenn der Kardinal wie ein Höhlenmensch redet und versucht, den Menschen Angst vor dem Kommunismus einzujagen“, sagte Chávez damals. Gemeint war der Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Urosa Savino (1942-2021), der öffentlich die Menschenrechtsverletzungen der damaligen Regierung kritisierte und das planwirtschaftliche Modell in Frage stellte.

Und Chávez machte einen Vorschlag: Bischof Moronta sei besser geeignet als „dieser unwürdige Bischof“ (Urosa). Moronta distanzierte sich von den Beleidigungen in Richtung des Kardinals - doch fortan galt er als das Mitglied der Venezolanischen Bischofskonferenz mit dem besten Draht zur Regierung in Caracas.

Es gibt Bilder, die Moronta und Chávez beim herzlichen Dialog miteinander zeigen. Nach dem Tod des schillernden Politikers 2013 und der zunehmenden Gewalt der zur Militärdiktatur mutierten sozialistischen Revolution ging Moronta auf Abstand zu den neuen Machthabern um Nicolás Maduro.

Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) 2017 in seinem Heimatbistum sprach Moronta über den einsetzenden Massenexodus. „Wir sehen mit großer Sorge, dass nicht nur junge Leute gehen, sondern ganze Familien. Wir sehen hier im Grenzgebiet immer mehr komplette Familien mit ihren Kindern, ihren Großeltern, ihren Koffern, die weggehen wollen, um eine neue, bessere Zukunft zu finden“, sagte Moronta damals. „Die Mehrheit der Venezolaner, die ins Ausland gehen, will arbeiten, will vorankommen und sich zumindest grundlegende Bedingungen erarbeiten, die ein würdiges Leben ermöglichen.“

Eine mutige Stimme ist verstummt

Der Exodus begann, als die Maduro-Regierung Demonstrationen gewaltsam niederschlagen ließ. Die Parlamentswahlen verloren die Sozialisten 2015 krachend. Doch statt die Niederlage zu akzeptieren und den Weg für einen demokratischen Neuaufbau freizumachen, ließ Maduro die gewählten Abgeordneten aus der Nationalversammlung prügeln und ersetzte das Parlament durch eine „verfassunggebende Versammlung“ mit linientreuen Parteifreunden.

Für die Bevölkerung war das ein Alarmsignal: Mit friedlichen und demokratischen Mitteln war ein Machtwechsel nicht mehr möglich. Millionen packten die Koffer und gingen. Ein ähnliches Szenario wiederholte sich bei den Präsidentenwahlen 2024: Wieder unterlag Maduro laut internationalen Wahlbeobachtern. Wieder weigerte sich der Verlierer, die Niederlage anzuerkennen – und blieb einfach im Amt.

Schon Maduros „Wahlsieg“ 2018 war umstritten. Der Lieblingsbischof von Hugo Chávez hatte dazu eine klare Meinung, die er 2019 bei einem Berlin-Besuch im KNA-Interview klar formulierte: „Diese Regierung ist illegitim, kriminell, korrupt. Sie hat nur ein Ziel: sich selbst zu bereichern. Sie verstößt gegen die Menschenrechte und das Völkerrecht.“ Menschen würden gefoltert und getötet, die Grenzen dichtgemacht, so Moronta. Helfer dürften nicht ins Land. Zuletzt hätten Büttel der Regierung Anführer eines indigenen Volksstammes umgebracht. Die Presse habe sich selbst zensiert.

Am Montag ist die mutige Stimme von Bischof Mario del Valle Moronta Rodríguez verstummt. Wer kann in Venezuela in seine Fußstapfen treten? Moronta hinterlässt eine riesige Lücke. Oppositionsführerin María Corina Machado schrieb: „Sein Vermächtnis des Dienstes, der Liebe und des Engagements für die Schwächsten wird für immer in unseren Herzen weiterleben.“

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