Warum Venezuelas Machthaber Maduro nun auf Jesus Christus baut
Caracas ‐ Unerwartet hat der autokratisch regierende Staatschef Venezuelas nun in einer Feierstunde seinen Glauben bekräftigt und Christus zum „Chefkommandanten“ ernannt. Die katholische Kirche ist skeptisch – aus guten Gründen.
Aktualisiert: 20.11.2025
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Inmitten von Spannungen zwischen den USA und Venezuela hat Machthaber Nicolás Maduro Jesus Christus zum neuen „Besitzer“ Venezuelas erklärt. In Anwesenheit von evangelikalen Pastoren und live von den Staatsmedien aus dem Präsidentenpalast Miraflores übertragen, erklärte der autokratisch regierende Staatschef „Jesus Christus zum Herrn und Besitzer“ des Landes. Neben Maduros Ehefrau Cilia Flores war am Mittwoch (Ortszeit) auch dessen Sohn Nicolás Maduro Guerra bei der Feier anwesend. Er ist Vizepräsident für religiöse Angelegenheiten innerhalb der sozialistischen Regierungspartei PUSV.
Ab sofort sei der Präsidentenpalast ein Altar zur Verherrlichung Gottes, wird Maduro in venezolanischen Medienberichten zitiert. „Ich erkenne den einzigen wahren Gott an, den einzigen, den ich verehre und ehre, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, der unser Vaterland beschützt und beschützen wird“, so Maduro weiter.
Eher überraschendes „Glaubenszeugnis“
Maduros „Glaubenszeugnis“ kommt durchaus überraschend, hat die sozialistische Regierung doch gerade zur katholischen Kirche im Land ein angespanntes Verhältnis. Zuletzt kam es zwischen Maduro und dem venezolanischen Kardinal Baltazar Porras zu einer Auseinandersetzung. Zum einen hatte Maduro, wie in den vergangenen Jahren auch, den Beginn der Weihnachtszeit bereits Anfang Oktober ausgerufen, was von der Kirche kritisiert wird. Porras berichtete zudem vor einigen Wochen, er sei von bewaffneten Sicherheitskräften daran gehindert worden, in ein Flugzeug zu steigen, um an einem Gottesdienst für den jüngst heiliggesprochenen „Arzt der Armen“ José Gregorio Hernández zu reisen. Zu der Messe für Venezuelas Nationalheiligen kamen trotzdem rund 100.000 Menschen.
Zuvor hatte der Kardinal die schweren Menschenrechtsverletzungen in Venezuela kritisiert und dem Maduro-Regime vorgeschlagen, die Heiligsprechung zu nutzen, um alle politischen Gefangenen in Venezuela freizulassen: „Das Land befindet sich durch die Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten, die Zunahme der Armut, die Militarisierung, die Gewalt und die Korruption, die die Unabhängigkeit der öffentlichen Gewalt untergräbt, in einer moralisch inakzeptablen Situation“, hatte Porras aus Anlass der Heiligsprechung erklärt. Maduro warf Porras daraufhin vor, Papst Leo XIV. gezielt manipulieren zu wollen und ihn über die Lage in Venezuela zu täuschen.
Die venezolanische Bischofskonferenz stellte sich daraufhin hinter den Kardinal und würdigte die „grundlegende und unermüdliche Rolle, die Kardinal Porras in den Prozessen gespielt hat, die zur Heiligsprechung von San José Gregorio Hernández und Mutter Carmen Rendiles geführt haben“. Porras Engagement sei „entscheidend dafür, dass die Weltkirche die Heiligkeit dieser bedeutenden Venezolaner anerkennt“. Die Bischöfe riefen angesichts der „bedauerlichen Ereignisse“ um Porras dazu auf, die Symbole des Glaubens, die Volksfrömmigkeit und die Heiligenfiguren nicht „für bekehrende oder parteipolitische Zwecke“ zu nutzen.
Eher politischer Hintergrund
Die Erhebung von Jesus zum „Chefkommandanten“ von Venezuela, wie Maduro es ausdrückte, hat aber auch einen konkreten außenpolitischen Hintergrund. Die US-Regierung hat derzeit den größten Flugzeugträger der Welt in der Karibik positioniert. Laut Medienberichten zieht US-Präsident Donald Trump Militäraktionen gegen Venezuela in Erwägung. Washington wirft Maduro vor, Kopf eines Drogenkartells zu sein. In den letzten Wochen griff das US-Militär mutmaßliche Drogenboote aus Venezuela auf offenem Meer an. Ob es sich dabei tatsächlich um Drogenkuriere handelt, lässt sich nicht unabhängig überprüfen.
Er hoffe, dass unter der Führung von Christus, „kein amerikanischer Soldat, weder jetzt noch in Zukunft, einen einzigen Schuss auf die Bürger Venezuelas abgeben wird“, so Maduro. Ebenso wolle er für Trump beten, dass dieser „nicht vom Dämon verführt wird, der Krieg sucht“.
Venezuela steckt seit Jahren in einer tiefen innenpolitischen Krise. Rund acht Millionen Menschen haben das südamerikanische Land wegen einer schweren Versorgungskrise und staatlicher Gewalt verlassen. Menschenrechtsorganisationen werfen dem Maduro-Regime außergerichtliche Hinrichtungen, Folter und Mord vor. Internationale Beobachter zweifeln den offiziell verkündeten Wahlsieg von Maduro bei den Präsidentschaftswahlen 2024 an und sahen den Kandidaten der Opposition, Edmundo González, klar vorne.
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