Katholische Bischöfe grüßen Aleviten zur Fastenzeit
Bonn ‐ Trotz Krisen und Kriegen: Religiöse Feste sollen gefeiert werden. Zum Muharrem-Fasten der Aleviten haben nun die deutschen Bischöfe ein Grußwort veröffentlicht. Darin werden besonders Gemeinsamkeiten hervorgehoben.
Aktualisiert: 05.07.2024
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Zum Muharrem-Fasten der Aleviten haben die deutschen katholischen Bischöfe ihre Glück- und Segenswünsche übermittelt. Am Sonntag (7. Juli) beginnt für Aleviten in Deutschland das Muharrem-Fasten, auf das am 19. Juli das Aşure-Fest folgt. „Möge diese Fastenzeit Ihnen, liebe alevitische Gläubige, helfen, den inneren Kompass auf den Grund und das Ziel des Lebens zu richten“, schreibt der Augsburger Bischof Bertram Meier in einem am Freitag in Bonn veröffentlichten Brief der katholischen Bischöfe an die alevitische Gemeinde in Deutschland. Meier ist Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz.
Meier bedauerte, dass inzwischen bei allen Grußworten zu freudigen Anlässen auch auf die Krisen in der Welt hingewiesen werden müsse. Insbesondere nannte er die Corona-Krise sowie die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Dadurch werde auch das Zusammenleben der Religionsgemeinschaften in Deutschland belastet, so der Bischof. „Gleichzeitig nehmen Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit zu, die freiheitlich-demokratische Grundordnung wird von Rechtsextremen offensiv bekämpft.“ Gerade zum 75. Geburtstag des deutschen Grundgesetzes in diesem Jahr müsse sich deshalb auf die gemeinsame Verteidigung des Schutzes der Menschenwürde besonnen werden. Wer diesen „Glutkern des christlichen Menschenbildes“ und „Anker unserer Verfassungsordnung“ infrage stelle, müsse mit dem Widerstand der Kirche rechnen, so Meier unter Verweis auf eine entsprechende Erklärung der deutschen Bischöfe zur Unvereinbarkeit von völkischem Nationalismus und Christentum.
In Deutschland leben nach Schätzungen zwischen 500.000 und 800.000 Aleviten. Die Glaubensgemeinschaft hat sich im 13. und 14. Jahrhundert aus dem schiitischen Zweig des Islam entwickelt. Meier verwies in seinem Brief auf die Praxis des religiösen Fastens, die sowohl im Christentum als auch bei den Aleviten eine große Bedeutung habe. „Indem wir in Fastenzeiten aus den gewohnten Routinen heraustreten, schöpfen wir neue Kraft und vertiefen unsere Beziehung zu Gott.“
Die Fastenzeit der Aleviten im Monat Muharrem, dem ersten Monat des islamischen Kalenders, dauert in diesem Jahr vom 7. bis zum 18. Juli. Während dieser zwölf Tage, deren Zahl an die zwölf Imame erinnert, gedenken die Aleviten insbesondere des gewaltsamen Todes des Imam Hüseyin nebst 72 Familienangehörigen und Anhängern im Jahr 680. Im Anschluss an das Fasten – in diesem Jahr am 19. Juli – feiern die Aleviten das Aşure-Fest, an dem in Erinnerung an das Überleben in der Arche Noah eine Speise (Aşure) aus zwölf Zutaten zubereitet wird. Das alevitische Aşure-Fest ist nicht mit dem Aschura-Tag der Schiiten und der Sunniten zu verwechseln, mit dem sich zum Teil ähnliche, zum Teil aber auch unterschiedliche Überlieferungen verbinden.
KNA