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Patriarch Pizzaballa: Im Gaza-Krieg fehlt es an Friedensbereitschaft
Vatikanstadt/Jerusalem ‐ Seit fast neun Monaten hält der Gaza-Krieg die Region fest im Griff. Der Konflikt könnte sich noch ausweiten, warnt der Jerusalemer Patriarch, Kardinal Pizzaballa. Am Mittwoch wurde er von Papst Franziskus empfangen.
Aktualisiert: 27.06.2024
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Der Jerusalemer Kardinal Pierbattista Pizzaballa sieht noch keine Perspektive für ein Ende des Gaza-Kriegs. Er habe nicht den Eindruck, dass die Friedensverhandlungen zu etwas führen und dass bei den Kriegsparteien ein echter Wunsch bestehe, zu einem Abschluss zu gelangen, sagte das Oberhaupt der lateinischen Christen im Heiligen Land dem Portal „Vatican News“ (Mittwoch) in Rom.
„Im Moment müssen die Politik und die internationale Gemeinschaft vor allem daran arbeiten, den Konflikt zu beenden“, appellierte Pizzaballa, der am Mittwochvormittag von Papst Franziskus im Vatikan empfangen wurde. Ein Waffenstillstand könnte ein erster Schritt in Richtung Stabilität sein.
Derzeit heize sich jedoch die Lage Richtung Libanon weiter auf. „Natürlich wäre es eine Tragödie, wenn die Nordfront sich öffnen würde, vor allem für den Libanon, der Gefahr läuft, zu einem zweiten Gaza zu werden, zumindest im südlichen Teil“, so der Patriarch.
Der Gazastreifen sei jetzt zwischen Norden und Süden, Rafah und Gaza-Stadt, aufgeteilt, erklärte der Kardinal. Gaza-Stadt sei zerstört; die Zahl der zivilen Opfer sei schwer zu beziffern. Zur humanitären Lage sagte er, es fehle etwa an Fleisch und einer verlässlichen Wasserversorgung.
Situation der Zermürbung
Zur Situation im Westjordanland sagte er, die Region stehe immer kurz vor der Explosion, besonders in der Gegend von Dschenin und Nablus. Immer wieder komme es zu Zusammenstößen zwischen Siedlern und den Bewohnern arabischer Dörfer. „Das schafft eine Situation der Zermürbung, die zu nichts Gutem führen wird“, so der Geistliche.
Christen, die ja „kein abgesondertes Volk“ seien, hätten unter denselben Problemen zu leiden wie alle anderen, bekräftigte Pizzaballa. „Es herrscht eine Situation der Lähmung, Arbeit ist knapp oder nicht vorhanden, und das macht die Aussicht auf Auswanderung immer attraktiver, leider vor allem für Christen.“
Der Moment sei „sehr schmerzhaft, wir erleben eine sehr lange Nacht“, so der Kardinal. „Es ist die Zeit, in der die Kirche vor Ort präsent sein muss, nah sein und mit all jenen zusammenarbeiten muss, die bereit sind, etwas Gutes für alle zu tun“, sagte Pizzaballa. Für Wiederaufpläne sei es viel zu früh. „Es wird Zeit brauchen, um das Ausmaß des Traumas, das alle betroffen hat, und seine Folgen zu verstehen.“
KNA
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