Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, am 28. September 2022
„Würde das von tiefstem Herzen bedauern“

Misereor-Bischof Burger warnt vor Kürzung bei Entwicklungshilfe

Köln  ‐ Die vielzitierten „Radwege in Peru“ oder Förderung von Geschlechtergerechtigkeit in Afrika – manche Entwicklungsprojekte sind umstritten oder werden mit Falschinformationen lächerlich gemacht. Erzbischof Burger warnt vor Kürzungen und verweist auf die Fluchtursachenbekämpfung.

Erstellt: 28.06.2024
Aktualisiert: 28.06.2024
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Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger appelliert an die Bundesregierung, keine Abstriche bei der Entwicklungszusammenarbeit zu machen. „Wenn es so weit käme, würde ich das von tiefstem Herzen bedauern“, so Burger. Der Leiter der Kommission für Entwicklungsfragen der Deutschen Bischofskonferenz nannte im Gespräch mit dem Domradio (Freitag) vor allem die Fluchtursachenbekämpfung als Grund. „Wir müssen dort beginnen, wo die Menschen herkommen, ihnen nahe zu sein und zur Seite zu stehen und nicht erst ein Europa bilden, das sich abschottet. So werden wir die Flüchtlingsströme niemals lenken können“, sagte Burger, der auch für das katholische Hilfswerk Misereor zuständig ist.

Man dürfe deshalb nicht einfach die Entwicklungsgelder kürzen, „damit wir besser über die Runden kommen“, warnte der Erzbischof. „Mit verhältnismäßig wenigen Mitteln können wir in anderen Ländern sehr viel und Großes bewirken.“ Er wünsche sich, „dass so mancher Politiker diese Situation der Ärmsten in anderen Ländern wahrnehmen könnte, dass sie diese Not und das Elend existenziell erfahren“. Dann würde es ganz anders aussehen. Kürzungen bedeuteten, Menschen in Not im Stich zu lassen. „Und das kann es nicht sein.“

Mit Blick auf die besondere Bedeutung der Arbeit von Misereor sagte der Freiburger Oberhirte, Misereor sei bei den Menschen, in den Problemvierteln, in den Lagern, bei allen, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen hätten. „Misereor ist mittendrin und versucht dort den Menschen Perspektiven zu eröffnen, Hilfestellung zu geben, das Leben selbst gestalten zu können und nicht nur von Not und Elend geprägt zu sein.“

Derzeit verhandelt die Regierung in Berlin über den Bundeshaushalt. Dabei steht auch die Entwicklungszusammenarbeit zur Debatte. 2023 zahlte Deutschland, wirtschaftlich stärkstes Land der Europäischen Union, 34 Milliarden Euro für Entwicklungszusammenarbeit und damit den mit Abstand größten Betrag aller EU-Länder. Kritiker bemängeln Millionenausgaben für zweifelhafte gesellschaftspolitische Projekte und verweisen auf die Bereicherung korrupter Regimes, die das Geld aus Deutschland in die eigenen Taschen lenkten. Alle großen Geldgeber in Deutschland, auch die kirchlichen Hilfswerke, verfügen aber über Kontroll- und Sanktionsmaßnahmen, um diese Gefahr zu verringern.

KNA /dr

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