Muhammad Yunus, Friedensnobelpreisträger 2006
Menschenrechtler sehen Verfahren politisch motiviert

Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus zu Haftstrafe verurteilt

Dhaka  ‐ Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus ist zu sechs Monaten Haft verurteilt worden. Ein Gericht in Bangladesch sprach den 83-Jährigen wegen Verstößen gegen das Arbeitsrecht schuldig, wie das lokale Nachrichtenportal Dhaka Tribune am Montag berichtete.

Erstellt: 01.01.2024
Aktualisiert: 03.01.2024
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Das Arbeitsgericht habe es als erwiesen angesehen, dass Yunus und drei weitere Angeklagte es in seinem Unternehmen Grameen Telecom, versäumten hätten, einen Sozialfonds für Arbeitnehmer einzurichten.

Yunus ist Gründer und ehemaliger Geschäftsführer der Grameen Bank, die Kleinkredite insbesondere an arme und mittellose Frauen vergibt, damit diese sich eine Existenz aufbauen können. Dafür wurden er und das Institut 2006 mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

Die vier Angeklagten wurden nun dem Bericht zufolge zu sechs Monaten „einfacher Haft“ verurteilt, die aber gegen Kaution bis zur Berufungsverhandlung ausgesetzt worden sei. Yunus sieht sich derzeit mehr als 100 weiteren Anklagen wegen Verstößen gegen das Arbeitsrecht und angeblicher Bestechung gegenüber.

Menschenrechtler hatten zuvor von einem politisch motivierten Verfahren gegen den Nobelpreisträger sowie vor einer Verurteilung vor den Parlamentswahlen am 7. Januar gewarnt. Internationale Organisationen und Persönlichkeiten, unter anderem der frühere US-Präsident Barack Obama, die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton, der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie 103 weitere Nobelpreisträger hatten im August mit einem Appell gegen die gerichtliche Verfolgung von Yunus protestiert.

Premierministerin Sheikh Hasina Wajed geht seit langem gegen Yunus vor, der sich für Demokratie, faire Wahlen und gegen Korruption einsetzt. Die 2007 von Yunus gründete die Partei „Nagorik Shakti“ („Volksmacht“), verstand die damalige Oppositionspolitikerin Hasina als Angriff auf ihre Partei „Awami Liga“ und sich selbst. Seit 2008 gewann die Awami Liga sämtliche Parlamentswahlen. Vor der Wahl 2018 war Oppositionsführerin Khaleda Zia wegen angeblicher Korruption zu einer Haftstrafe verurteilt und damit politisch kaltgestellt worden.

KNA

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