Junta-Truppen beschießen und besetzen Kirchenzentrum in Myanmar
Der Bischof von Loikaw in Myanmar protestiert gegen den Beschuss und die Besetzung eines katholischen Gemeindezentrums durch Regierungstruppen. In dem Gebäude sind seit Monaten Bürgerkriegsflüchtlinge untergebracht.
Aktualisiert: 28.11.2023
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Myanmarische Truppen haben ein Gemeindezentrum bei der katholischen Kathedrale von Loikaw im Osten Myanmars angegriffen und besetzt. Die Soldaten der herrschenden Junta hätten das Gelände am Montag eingenommen, berichtete der asiatische Pressedienst Ucanews (Dienstag). Am Vortag habe die Armee den Kirchenkomplex mit Artillerie beschossen, zitierte Ucanews den Bischof von Loikaw, Celso Ba Shwe. Demnach hatten dort rund 80 Menschen Zuflucht vor den Bürgerkriegs-Kämpfen zwischen Junta-Truppen und Widerstandsmilizen im überwiegend christlichen Bundesstaat Kayah gefunden. Myanmar selbst ist mehrheitlich buddhistisch.
Bischof Celso Ba Shwe, mehrere Priester und Ordensfrauen sowie fast 50 weitere Menschen harrten auf dem Gelände der Kathedrale aus, hieß es. Seit dem 11. November sollen mehr als 40.000 der 50.000 Einwohner von Loikaw vor Luftangriffen und dem Artilleriebeschuss der Junta auf Miliz-Stellungen geflohen sein. Zahlreiche Menschen wurden verletzt und getötet
Soldaten besetzen Gemeindezentrum
Auch heilige Stätten, so der Bischof, blieben von Militäroperationen nicht verschont, und das in einer Zeit, in der die Militärjunta mit der Kriegsführung vor Ort zu kämpfen habe. „Die birmanische Armee hat dreimal versucht, den Komplex der Christ-König-Kathedrale einzunehmen“, berichtet er der Agentur Fides. „Als ortsansässiger Bischof habe ich zusammen mit den Priester versucht, die Militärgeneräle von der Bedeutung der religiösen Stätten zu überzeugen und sie gebeten, den Ort zu verschonen, an dem auch Vertriebene untergebracht sind. In der Nacht des 26. November feuerte das Militär jedoch mehrmals absichtlich Artilleriegranaten auf das Gemeindezentrum ab, wobei das Dach der Kapelle des Pastoralzentrums getroffen wurde. Die Decke wurde durch Artilleriegranaten zerstört. Aus Sicherheitsgründen haben wir in Absprache mit den Priestern beschlossen, das Pastoralzentrum zu verlassen. Kurz vor unserer Abreise gestern, am 27. November, kamen 50 Soldaten und besetzten das Gebäude, um es als Stützpunkt und Schutzraum zu nutzen“.
Die Lage vor Ort schildert der Bischof mit dramatischen Worten: „Die burmesische Armee hat schwere Waffen, Kampfflugzeuge, gepanzerte Fahrzeuge und mobile Verteidigungssysteme eingesetzt. Infolgedessen fliehen die Menschen sowohl in den Städten als auch auf dem Land in verschiedene Richtungen.“ Nun wird versucht, die Geflüchteten, darunter nach Fides-Angaben auch zehn Priester und 16 Ordensleute, in anderen Gemeindezentren der Region unterzubringen.
Armee in der Defensive
Mit der am 11. November gestarteten „Operation 1111“ haben sich die „Revolutionären Streitkräfte der Karen“ der zwei Wochen zuvor begonnenen „Offensive 1027“ von drei Milizen im benachbarten Shan-Staat angeschlossen. Laut myanmarischen Exilmedien haben inzwischen auch in anderen Teilen Myanmars Einheiten des bewaffneten Widerstands Offensiven gegen die Junta gestartet. Nach UN-Angaben sind in den Kampfgebieten mehr als 200.000 Menschen auf der Flucht. Selbst die Militärjunta befürchtet inzwischen ein auseinanderbrechen des Staates.
Im Kayah-Staat, dem kleinsten Staat Myanmars, der überwiegend bergig ist und hauptsächlich von der ethnischen Gruppe der Karenni bewohnt wird, leben etwa 300.000 Menschen. Hier befindet sich die Diözese Loikaw mit etwa 93.000 katholischen Gläubigen. Die Christ-König-Kathedrale ist eine der ältesten Kirchen im Bundesstaat Kayah. Das 1939 erbaute Gotteshaus ist für seine Mischung aus traditioneller europäischer Kirchenarchitektur und lokalem buddhistischem Stil bekannt.
weltkirche.de mit Material von KNA und Fides