
Geburtstag im Gefängnis: Aung San Suu Kyi wird 80
Yangon ‐ Hausarrest, Haft und hohe Wahlsiege: Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat viel für die Demokratie in Myanmar gegeben. Nun wird sie in Haft 80 Jahre alt. Welche Rolle spielt sie noch?
Aktualisiert: 18.06.2025
Lesedauer:
Die ehemalige Regierungschefin von Myanmar, Aung San Suu Kyi, wird ihren 80. Geburtstag am Donnerstag im Gefängnis begehen. Seit dem Militärputsch vor vier Jahren ist die Friedensnobelpreisträgerin von 1991 inhaftiert. Ein Militärtribunal hatte sie zu 27 Jahren Haft verurteilt.
Die laut unbestätigten Quellen erkrankte Politikerin wird an einem unbekannten Ort in der Hauptstadt Naypyidaw in Isolationshaft festgehalten. Wiederholt haben Regierungen, Menschenrechtsorganisationen sowie auch der in diesem Jahr verstorbene Papst Franziskus ihre Freilassung gefordert. Im vergangenen September hatte Franziskus bei einem Treffen mit Kim Aris, einem der beiden Söhne von Suu Kyi, den Vatikan als Exil für die Politikerin angeboten.
Aung San Suu Kyi wurde 1945 als Tochter des birmanischen Unabhängigkeitshelden General Aung San in Rangun, dem heutigen Yangon, geboren. Von 1964 bis 1967 studierte sie Philosophie, Politik und Wirtschaft im britischen Oxford und heiratete 1972 in London den britischen Tibetologen Michael Aris.
Bei ihrer Rückkehr nach Myanmar 1988 geriet sie ins Zentrum des Studentenaufstands gegen die damalige Junta. Nach der blutigen Niederschlagung der Proteste wurde sie als Mitbegründerin der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) zum Gesicht der Demokratiebewegung. 1990 gewann Suu Kyi mit der NLD haushoch die erste Wahl seit dem Putsch von 1962. Die Junta annullierte jedoch die Wahl und stellte Suu Kyi über einen Zeitraum von 21 Jahren fast 15 Jahre lang unter Hausarrest. Den 1991 verliehenen Friedensnobelpreis nahmen ihre Söhne Alexander und Kim Aris entgegen, auch zum Begräbnis ihres 1999 verstorbenen Mannes nach London konnte sie nicht reisen.
Wenige Tage nach der ersten halbwegs freien Wahl seit 1990 im November 2010 – die von der NLD boykottiert wurde - wurde Aung San Suu Kyi aus dem Hausarrest entlassen. Die Wahlen 2015 und 2020 gewann die NLD mit Erdrutschsiegen. Am Tag der konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments am 1. Februar 2021 putschte das Militär erneut und ließ Aung San Suu Kyi sowie Hunderte ihrer Anhänger verhaften.
Für viele in Myanmar verkörpert Suu Kyi Hoffnung, Widerstandsfähigkeit und den Traum von einer demokratischen Zukunft. Das Bild der Demokratieikone hat jedoch durch ihre Verteidigung der gewaltsamen Vertreibung der muslimischen Rohingya im August 2017 durch das Militär Risse bekommen. Vertreter der Rohingya warnten in den Tagen vor dem 80. Geburtstag vor einer „Schönfärberei“ der politischen Rolle Aung San Suu Kyis.
Der Myanmarexperte David Mathieson sieht für Aung San Suu Kyi keine politische Rolle mehr nach einem Ende der Militärdiktatur. Der „Frühlingsrevolution“ genannte Widerstand gegen die Junta sei eine Revolution der jungen Generation und Aung San Suu Kyi würde sich mit deren „dezentraleren und vernetzteren Dynamik“ sowie der historisch neuen Kooperation der ethnischen Mehrheit der Bama mit den ethnischen Minderheiten „nicht wohlfühlen“.
KNA

Geburtstag im Gefängnis: Aung San Suu Kyi wird 80

Myanmars Luftwaffe setzt Streumunition gegen zivile Ziele ein

„Kinder zu bombardieren, ist an Grausamkeit nicht zu überbieten“

Langsam wird das ganze Ausmaß der Verwüstung sichtbar

Vereinte Nationen fordern mehr Hilfe für Erdbebenopfer in Myanmar

Zerstörung, Not und Krieg – Dramatische Lage in Myanmar nach Erdbeben

Starkes Erdbeben erschüttert Asiens Südosten

Strafbefehl gegen De-facto-Regierungschef in Myanmar beantragt
